Kia Ora. Ich bin's, Verena Laube, bei GLS verantwortlich für das High School Programm in Neuseeland. Ende Februar war ich mal wieder in Neuseeland. Diesmal interessierte mich vor allem der tiefe Süden, meine Reise führte mich von Christchurch über Timaru und Dunedin bis nach Wanaka ...
Allerdings begann alles ganz anders als erwartet!
Am 22.2.2011 erschütterte ein schweres Erdbeben die Stadt Christchurch. Nur zwei Tage später kam ich in dort an. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich Gott sei Dank schon, dass alle GLS Austauschschüler/innen in der Stadt wohlauf waren, doch im Fernsehen sahen die Zerstörungen zunächst schlimm aus. Obwohl das Erdbeben weniger stark war, als das im September 2010, waren die Folgen diesmal wesentlich gravierender. Soweit also die Fakten.
Am Flughafen von Christchurch angekommen, merkte man von dem Erdbeben erstmal überhaupt nichts. Betroffen waren vor allem die östlichen Bezirke und der Central Business District, die Innenstadt. Ansonsten schien das Leben ganz normal zu laufen, es waren keine Schäden zu sehen, die Geschäfte waren geöffnet, viele Leute unterwegs.
Die GLSler, die ich am nächsten Tag in Rangiora und auch in Lincoln treffe, sind alle wohlauf und zwei haben sogar beschlossen, ihren Schulaufenthalt in Neuseeland zu verlängern - trotz Erdbeben. Wer nicht gerade in Christchurchs Innenstadt unterwegs war, steht ähnlich fassungslos da wie ich: Die Situation wirkt surreal, denn nur ein paar Stadtteile weiter hat man das Erdbeben zwar gespürt, aber die tragischen Auswirkungen auch erst im Fernsehen gesehen - nicht anders als in Deutschland.
Da in Teilen von Christchurch die Wasser- und Stromversorgung nicht mehr richtig funktioniert oder die Kanalisation beschädigt wurde, müssen viele Familien vorübergehend woanders unterkommen. Alle öffentlichen Gebäude und Schulen werden zunächst von Fachleuten überprüft und erst danach wieder freigegeben. Das heißt für die Schulkinder in und um Christchurch, dass sie erstmal Schulfrei haben.
Die Neuseeländer machen das, was sie immer machen: Sie helfen, wo sie nur
können und zeigen sich solidarisch mit jenen, die es härter getroffen hat. Jeder der Platz hat nimmt Freunde, Verwandte oder auch Fremde bei sich auf, oder bietet Wasser, eine Dusche oder die Waschmaschine an. Freiwillige, die in die Stadt kamen um zu helfen, mussten zum Teil wieder nach Hause gehen, weil es einfach zu viele waren. Auch viele Schüler beteiligten sich an den Aufräumarbeiten, darunter auch Austauschschüler aus aller Welt (hier von der Papanui High School).
In einem Land mit nur 4,2 Millionen Einwohnern nimmt man einfach mehr Anteil am Schicksal der anderen. Christchurch ist zwar die größte Stadt der Südinsel, hat aber gerade mal 380.000 Einwohner – natürlich kennt hier jeder jeden und so ist jeder auch irgendwie persönlich betroffen. Besonders ergreifend war deshalb auch die Gedenkveranstaltung genau eine Woche nach dem Erdbeben. Landesweit wurde aus Solidarität mit den Erdbebenopfern in Christchurch an diesem Tag schwarz-rot getragen – die Farben der Rugbymannschaft von Christchurch.