
Ich bin bei GLS verantwortlich für den Bereich Schüleraustausch in Großbritannien und inspiziere regelmäßig Schulen in England, mit denen GLS kooperiert. Kürzlich war ich in Selby bei York.
Hier arbeiten wir mit einem Privatinternat zusammen, der Read School, das das in England so seltene Fach Latein anbietet und Internatsschüler für nur ein Trimester aufnimmt – was viele von euch wollen, aber nur wenige Schulen möglich machen.
Die Schule befindet sich nicht in Selby selbst - hier ein Foto durch das Fenster des Schulbusses, der mich abholt -
... sondern 10 Minuten entfernt im kleinen Dorf Drax, auf dem Lande also. Die Schule ist ein typisches englisches Internat, eine Mischung aus älteren Backsteinbauten und mehreren modernen Flachbauten. Es gibt die üblichen Fachräume - hier z.B. der Biologieraum mit Megan und Andrew, die mich durch die Schule führen,
der Computerraum
und ein Klassenraum mit Schülern der Abschlussklasse, die keine Uniform sondern nur noch Business Kleidung tragen.
Wirklich beeindruckt hat mich aber das neue Kunstzentrum mit der sympathisch-lustigen Kunstlehrerin
und einigen tollen Exponaten
Am Ende der Tour nutzte die Französischlehrerin (links im Bild, rechts die Spanischlehrerin) die Gelegenheit, ihre hervorragenden Deutschkenntnisse mit mir zu praktizieren. Sie kann beide Sprachen fließend, aber leider wählen in England kaum noch Schüler Deutsch, und so wollte sie mich gar nicht mehr gehen lassen...
Als wir wieder in den Hof kamen, war ich etwas irritiert, mich plötzlich einer „uniformierten Armee“ gegenüber zu sehen:
Die 13- und 14-jährigen belegen fast alle das Fach CCF (Combined Cadet Force), eine Art Jugend-Bundeswehr. An drei Tagen pro Woche tragen sie deshalb Uniform. Das gibt es auch an anderen Privatschulen, aber das war tatsächlich das erste Mal, dass ich eine Exerzierübung zu Gesicht bekam. Man hatte tatsächlich auch das Gefühl, das macht den Jugendlichen Spaß – Engländer haben allgemein mit dem Thema Militär weit weniger Berührungsängste als die Deutschen aufgrund ihrer Geschichte.
Anschließend ging es rüber ins Wohnhaus der Mädchen, das sich einen Kilometer entfernt befindet. Die Mädchen werden morgens und abends mit dem Minibus hin- und her transportiert. Das Gebäude ist ein gemütliches älteres Wohnhaus, mit Aufenthaltsraum,
ca. acht Ein- bis Dreibettzimmern und einem Schlafsaal mit acht abgetrennten Bettnischen, den zur Zeit hauptsächlich die jüngeren Schüler okkupiert haben
und vier freundlichen Badezimmern. Insgesamt leben 20 Mädchen in dem Haus. Für die Internatsschüler gibt es am Wochenende ein Programm – zumindest am einem der beiden Tage wird meist ein Auflug mit den Minibussen gemacht, am zweiten Tag dürfen die Schüler ihre Zeit meist selbst einteilen.
Mein Schulbesuch endete mit einem Kaffee bei der Schulleiterin Belinda McCrea, eine nette und engagierte Frau, die mit ihrer Familie direkt auf dem Campus wohnt – von ihrem Büro aus ging eine Tür direkt in ihre Wohnung. Belinda ist erst seit einem halbem Jahr Schulleiterin an der Schule und sie ist sehr bemüht, Wünsche zu erfüllen, sodass sich alle Lehrer und Schüler wohl fühlen.
Die Read School ist eine sehr kleine, persönliche Schule, wo wirklich jeder jeden kennt, in der aber auch noch Disziplin herrscht. Geeignet also für Schüler, die diese Nähe schätzen, und deren Eltern es schätzen, dass ihre Kinder dort sehr behütet sind.
Mein Tag endete mit einem Besuch von York, der nächst gelegenen größeren Stadt, wo ich die Nacht verbrachte und am nächsten Tag noch zwei Stunden Zeit hatte, das Wichtigste anzugucken. York ist eine stark mittelalterliche Stadt, die vor der Industriellen Revolution mal genauso wichtig war wie London. Heutzutage kommen die Touristen vor allem, um das mittelalterliche Flair zu genießen, das riesige Münster zu besichtigen, durch die vielen kleinen Gassen zu bummeln und die kleinen Geschäfte zu entdecken und vielleicht am Ende noch einen Spaziergang über die Stadtmauer oder entlang am viertlängsten Fluss Englands, dem Ouse, zu machen, der die Stadt durchzieht.
Unter einem der Brückenbogen des Ouse habe ich noch jemanden getroffen - obwohl er sich gut getarnt hat ;-)
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