
Hallo,
ich bin Meret und war mit GLS High School als Austauschschülerin im Jahr 2012/2013 für 6 Monate in Zhengzhou, China. Zhengzhou an sich hat schon viele historische Orte und Touristenziele zu bieten, aber die größten Touristenattraktionen in China wollte ich mir nicht entgehen lassen. Unser Betreuer vor Ort organisierte Reisen nach Beijing und Xi'an sowie Ausflüge nach Luoyang und zum Shaolin Tempel. Aber auch mit meiner Gastfamilie besuchte ich verschiedene Orte, darunter den Gelben Fluss, den Tempel des weißen Pferdes und eine Straußenfarm.
SHAOLIN TEMPEL
Der Shaolin Tempel ist der älteste Temepl seiner Art und wurde 495 n.Chr. für den indischen Mönch Batuo erbaut. Er gilt als Herkunftsstätte des Shaolin Kungfu und dem Chan Buddhismus in China.
Zu meinem ersten Besuch reiste ich mit meiner Gastfamilie an, wir fuhren mit dem Auto. Da der Tempel nur 70km von Zhengzhou entfernt liegt, ist dies die bequemste und einfachste Variante, man fährt eine gute Stunde. Wir fuhren früh morgens, um dem Mittagsstau aus dem Weg zu gehen. Das zweite Mal fuhr ich mit meinem Betreuer, den anderen Austauschschülern und den internationalen Lehrern der Zhengzhou University in einem Reisebus. Ebenfalls bequem, aber nicht ganz so schnell. Zum Glück hat der Shaolin Tempel einen Parkplatz mit Busstellplätzen, ansonsten müsste man ein ganz schönes Stück zum Eingang laufen.
Heute befinden sich in und um der Tempelanlage unzählige Kampfsportschulen, die traditionell Hunderte von Schülern in Shaolin Kungfu unterrichten.
In der Tempelanlage gibt es viel zu sehen und zu bestaunen, darunter die alten Häuser, Statuen und jede Menge Becken mit Räucherstäbchen.
Ebenfalls sehenswert sind die uralten Bäume, die in der Tempelanlage stehen. Sie sind von Löchern übersäht, die der Legende nach von den trainierenden Mönchen mit den Fingern in die Bäume geschlagen wurden.
Etwas westlich des Haupttempels befindet sich der größte Pagodenwald Chinas, der über 240 Pagoden beinhaltet. Es ist eine riesige Grabanlage, da jede Pagode das Grab eines bedeutenden Mönches oder Abtes des Tempels ist.
Zusätzlich zur Besichtigung der Tempelanlage kann man eine Wanderung durch die Berge machen, in denen sich der Shaolin Tempel befindet. Es ist ein teilweise steiler Pfad, der gut abgesichert ist und von vielen Menschen bewandert wird. Die Aussicht an manchen Punkten ist atemberaubend. Leider war es etwas neblig, als meine Gastfamilie mit mir dort gewandert ist.
Im Shaolin Tempel finden auch verschiedene Shows statt. Ich besuchte den Tempel zweimal. Das erste Mal sah ich eine Performance von jungen Mönchen, die verschieden Formen des Shaolin Kungfu präsentierten.
Das zweite Mal war es eine etwas größer angelegte Show, mit Gesangs- und Musikeinlagen sowie Kampfsportperformances auf einem gigantischen, sehr bunt beleuchteten Bühnenbild.
BEIJING
Die Megametropole Beijing, Hauptstadt Chinas und Kulturhochburg des Landes. Beijing ist viel internationaler als Zhengzhou, man trifft mehr Westler als ich es nach ein paar Monaten Zhengzhou gewöhnt war und wird mitgerissen von den Menschenmengen der Innenstadt.
Ich besuchte die Stadt gemeinsam mit zwei weiteren Austauschschülern, unserem Betreuer und seinem Assistenten. Wir flogen hin und fuhren mit dem Zug zurück. Der Hinflug geht schnell, Ein- und Auschecken dauert selbstverständlich seine Zeit, aber in der Luft ist man nur 90 min. Im Flugzeug geht es ganz geordnet zu, die meisten nutzen die Zeit um zu schlafen und die freundlichen Flugbegleiter sind damit beschäftigt, Wasser oder Zeitschriften auszuteilen. Im Zug hingegen war es brechend voll, ohne Sitzplatz wäre man total aufgeschmissen. Die Luft war stickig, es war teilweise echt laut, aber man gewöhnte sich daran. Auch hier haben viele vor sich hingeschnarcht, es wurde gelesen, gegessen, sich unterhalten. Alles in allem eine sehr lebendige Atmosphäre. Unser Betreuer hatte die Tickets vorab gekauft, auf den Zug wartet man in einer großen Abfertigungshalle oder in einem Restaurant, wenn einen der Hunger überkommt. Auf den Bahnsteig darf man erst, wenn der jeweilige Zug einfährt und man direkt einsteigen kann.
Das Erste was man sich in Beijing angucken sollte, ist die "Verbotene Stadt" (紫禁城) im Zentrum der Stadt. Die riesige Anlage zieht jede Menge Touristen an, kein Wunder wenn man bedenkt, wie viel es hier zu sehen gibt.
Innenhöfe folgen scheinbar endlos aufeinander und das Ende der Gebäudekomplexe ist selbst von höhergelegenen Punkten nicht zu erkennen.
Das Schild "Do not touch, please" schien diesen älteren Herrn nicht abzuhalten, sonder sogar noch zu motivieren genau das zu tun.
Ebenfalls sehr sehenswert und der Verbotenen Stadt direkt gegenüber ist der Tian'anmen-Platz (天安门广场), der Platz des himmlischen Friedens. Er gilt als der größte, befestigte Platz der Welt.
Auf dem Tian'anmen-Platz steht ein Fahnenmast, an dem die chinesische Flagge täglich gehisst wird. Das Auf- und Abziehen der Flagge ist ein Ereignis, dem gerne neugierige Touristen beiwohnen. So auch wir, als wir abends das Einholen der Flagge beobachteten.
Ebenfalls auf dem Tian'anmen-Platz stehen das Mausoleum von Mao Zedong und das Chinesische Nationalmuseum.
Was man auf keinen Fall verpassen sollte, wenn man in Beijing ist, ist die Chinesische Mauer. Etwas außerhalb von Beijing gelegen, erreicht man sie am bequemsten mit dem Taxi.
XI'AN
Xi'an, die Hauptstadt der Provinz Shaanxi, wird von einer imposanten Stadtmauer gesäumt und hat innerhalb der Stadt viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Am bekanntesten ist sie aber für die Terrakotta-Armee, die sich in der Grabanlage des ersten chinesischen Kaisers befindet.
Die anderen zwei Autauschschüler, der Assistent unseres Betreuers und ich fuhren mit dem Zug nach Xi'an. Wieder einmal sehr voll und jede Menge Menschen, die sich in einer Wartehalle auf den Sitzplätzen quetschten. Im Zug aber war es sehr angenehm, wir fuhren mit einem hypermodernen Schnellzug mit unglaublich bequemen Sitzen und viel Platz für die Beine. Da es zwischen Xi'an und Zhengzhou eine Hochgeschwindigkeitstrecke gibt, brauchten wir für 505km nur ca. 2,5 Stunden. Die Züge sind sehr pünktlich, aber von den Fahrgästen habe ich nicht so viel mitbekommen, da ich die Fahrt zum schlafen nutzte. Die Fahrkarten kauften wir einmal direkt am Bahnhof, was nicht unbedingt schnell geht da die Schlange sehr lang sein kann.
In der riesigen Haupthalle stehen die bereits ausgegrabenen und zusammengesetzten Terrakotta-Krieger ordentlich aufgereiht hintereinander. Faszinierend zu sehen sind die verschieden Stadien des Bergungsprozesses, da man gut erkennt aus welchen Schutthaufen die Einzelstücke zusammengebaut werden.
Die Grabanlage ist in mehrere Gebäude gegliedert, unter anderem gibt es dort ein Museum und mehrere Hallen mit Terrakotta-Kriegern.
Der Assistent unseres Betreuers nahm uns mit auf die Straßenmärkte und besorgte uns viele, Xi'an typische Spezialitäten.
LUOYANG
In Luoyang befinden sich die Longmen-Grotten, eine Ansammlung von Buddhafiguren, Pagoden und anderen Statuen. Man gelangt über eine Brücke zu den Grotten.
Am besten erreicht man Luoyang mit dem Auto oder dem Zug. Ich war zweimal hier, beide Male mit dem Auto bzw. Reisebus. Es eignet sich sehr, um es nach dem Shaolin Tempel zu besuchen da der Tempel auf der Hälfte der Strecke nach Luoyang liegt. Direkt nach Luoyang würde man so um die 2 Stunden brauchen. Der Verkehr war beide Male kein Problem, also ging es eher schnell. Auch hier gibt es einen Parkplatz für Besucher, der kreisförmig angelegt ist und in der prallen Sonne liegt.
Die meisten Statuen zeigen Figuren des Buddhismus. Es gibt Statuen in allen möglichen Größen, von der Größe einer Handfläche zu meterhohen Skulpturen.
Die größte der Statuen zeigt den Buddha Vairocana.
Auf der gegenüberliegenden Flussseite gibt es einen Wanderweg, der an den Gräbern bekannter Persönlichkeiten vorbeiführt. Auf dem Weg gibt es überall kleine Nischen mit Statuen und ein süßes Teehaus mit guten Blick über den Fluss und die Grotten.
KAIFENG
Kaifeng ist eine Nachbarstadt von Zhengzhou und mit dem Auto ganz einfach zu erreichen. So bleibt man auch in der Stadt mobil genug, um sich die ganzen Sehenswürdigkeiten anzugucken. Kaifeng liegt so ca. 80km entfernt von Zhegnzhou, daher ist auch die Anfahrt in einer Stunde kein Problem. Die Straße führt immer geradeaus, und wer kein Auto zur Verfügung hat, nutzt einen der regelmäßig fahrenden Busse.
Die Hauptattraktion in Kaifeng ist der "Millenium City Park" ("Qing Ming Park"), ein Themenpark der die Song-Dynastie nachempfindet. Der Aufbau des Parkes basiert auf der Schriftrolle des Künstlers Zhang Zeduan.
Als Besucher kann man im Park verschiedenen Performances und Shows beiwohnen, einen Skulpturenkreis der Tierkreiszeichen aufsuchen, mit dem Boot fahren, sich Klamotten der Song-Dynastie anziehen oder auf Kamelen reiten.
Die verwurschtelten Straßenmärkte Kaifengs und die überladenen Autos haben mich sehr beeindruckt, da ich soetwas zum ersten Mal sah. Wenn man mal in Kaifeng ist, sollte man sich dieses bunte Treiben nicht entgehen lassen.
REISEN MIT DER GASTFAMILIE
Mit meiner Gastfamilie habe ich verschiedene Ausflüge gemacht, meist in den Ferien wenn alle mal etwas Zeit hatten. So viele freie Tage gibt es in China nicht, also bieten sich die Feiertage an, wenn man mal mit der Gastfamilie verreisen möchte. Allerdings kommen auch andere auf die Idee und bei beliebten Reisezielen kann es dann ganz schön voll werden. Mit der Gastfamilie reiste ich immer mit dem Auto, da es für uns die einfachste Möglichkeit war.
Das erste Mal als ich mit meiner Gastfamilie wegfuhr, besuchten wir den "Baima Tempel" (Tempel des weißen Pferdes) östlich von Luoyang. Es gab verschiedene Tempelanlagen, eine chinesische und Nachbauten eines indischen und thailändischen Tempelkomplexes.
Ein weiteres Mal fuhr ich mit meiner Gastschwester und ein paar Freunden an den " 黄河", den Gelben Fluss. Da der Fluss etwas weiter außerhalb an Zhengzhou vorbeifließt, fuhren wir erst mit dem Auto zum Haus eines Freundes, stiegen dort auf Tandemfahrräder um und radelten zum Fluss.
Der 黄河 macht seinem Namen alle Ehre, es ist ein mächtiger Strom gelblichen Wassers der an schlammigen Ufern vorbeirauscht.
Die Ufer waren gesäumt von chinesischen Touristen, Booten, kleinen Ständen die allerlei verkauften und Händlern, die Ausritte auf Kamelen anboten.
Ebenfalls mit meiner Gastschwester und ein paar Freunden besuchte ich einen Freizeitpark, der eine Straußenfarm beinhaltete. Man durfte die Vogelsträuße sogar mit etwas Gemüse füttern und wer ganz mutig war und auch einen potentiellen Biss riskierte, streichelte das Federkleid eines Vogelstraußes, obwohl dies aus offensichtlichen Gründen verboten war.
Die meisten Besucher kamen mit dem Taxi, so auch wir. Allerdings sollte uns das bei der Abfahrt noch Schwierigkeiten bereiten. Da keine Busse fuhren und wir kein Taxi fanden, liefen wir fast eine Stunde eine staubige Landstraße entlang. Als uns dann endlich ein Taxi begegnete, brachte dieses seinen Fahrgast erstmal zum Ziel, um dann umzukehren und uns mitzunehmen. Die Fahrerin amüsierte sich sehr, als wir ihr erzählten wir lange wir schon auf der Suche nach einem Transportmittel waren.
Meine Gastfamilie besuchte mit mir auch ihr Heimatdorf, in dem immer noch meine Gastgroßeltern wohnten. Das Dorf war nicht besonders groß und in wenigen Minuten hatte mir meine Gastschwester die Umgebung gezeigt, in der sie groß geworden war.
Für mich war Reisen in China ein unvergleichliches Erlebnis, ich hätte gerne noch viel mehr Orte bereist und mir mehr von China angeguckt. Ich empfehle jedem Austauschschüler sein Gastland zu bereisen, wenn es möglich ist. Man lernt das Land aus so vielen Perspektiven kennen und es ist eine oftmals einmalige Gelegenheit, die man nicht verpassen sollte.
Viele Grüße,
Meret