Mein Jahr mit GLS in Kelowna, Kanada X - Wieder zu Hause -

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Mein Kanada-Tagebuch Teil 10

Wieder zu Hause

July 18, 2011

Hallo, zum letzten Mal,

diesmal melde ich mich schon aus Deutschland.

Mein aufregendes Jahr in Kanada ist nun seit ein paar Tagen beendet. Und jetzt kann ich euch von den letzten schweren Tagen vor meiner Abreise erzählen, aber auch über die ersten Tage zurück in Dortmund gibt es viel zu berichten.

In Kelowna fing es schon mehrere Wochen vor meiner Reise nach Hause an, dass meine Gefühle verrückt spielten und ich meine Launen kaum noch kontrollieren konnte. Alles ging so schnell – Schule war fast zuende, das letzte Mal habe ich alle Kurse und Lehrer besucht bei denen ich ein ganzes Schuljahr lang eine super Zeit hatte. Kurse wie “Schauspielern” oder “Dance Fitness” kann ich in Deutschland ja nicht mehr nehmen.

Emotionale Zeit

Das Besuchen dieser Kurse wurde nach und nach immer schwieriger und emotionaler. Meine Freunde musste ich so langsam verabschieden, und auch meine Lehrer wollten mich nicht gehen lassen, das Verhältnis ist einfach so gut gewesen. In dieser Zeit habe ich oft einfach in den unerwartesten Moment geweint, obwohl ich versuchen wollte meine letzte Zeit mit allen so gut wie möglich zu genießen.

In der letzten Woche haben drei gute Freunde und ich geplant für das letzte Wochenende zusammen campen zu gehen in Sorrento, einem sehr schönen Ort am See. Leider war das Wetter nicht wirklich schön, aber jeden Abend konnten wir uns ans Lagerfeuer setzen und fast die ganze Nacht durchreden und die Zeit zusammen genießen. Wir hatten soviel Spaß, die Zeit hat uns einfach nochmal gezeigt, wie gute Freunde wir über dieses Jahr geworden sind.

Koffer packen, Papiere ordnen

Zurück in Kelowna musste ich jetzt schon anfangen meine Rückreise vorzubereiten – Koffer packen, alle Papiere zusammenfinden, den letzten Freunden Tschüß sagen und und und. Mit meiner Gastfamilie bin ich in den letzten Tagen einmal noch schön essen gegangen, worüber ich mich echt gefreut habe, denn endlich war die ganze Familie seit langer Zeit wieder zusammen, und ich konnte meine Gastschwestern, die ja schon studieren in anderen Städten das letzte Mal sehen.

BBQ am letzten Tag

Am letzten Tag hat meine Familie dann für mich ein BBQ veranstaltet, wo ich meine besten Freunde einladen durfte, um Abschied zu feiern. Der ganze Garten war mit kanadischen Flaggen dekoriert, und alles andere war auch nach dem Motto “Kanada” gestaltet. Sogar das Essen war sehr kanadisch, worüber ich mich sehr gefreut habe.

Der Abend war echt schön, aber auch leider sehr traurig. Ich musste viele Freunde jetzt schon verabschieden und ich war den Tränen nahe. Auch bei meiner Familie konnte ich sehen, wie ernst und traurig die Stimmung geworden ist. Als Abschiedsgeschenk habe ich dann noch einen typisch kanadischen Stoffbär geschenkt bekommen und einen selbstgenähten “Onzie”, sozusagen ein Strampelanzug zum Schlafen, den die Kanadier auf vielen Versanstaltungen zum Spaß getragen haben. Von meinen Freunden habe ich auch Karten und Kleinigkeiten bekommen.

Zurück ins alte Leben

Immer wenn ich auf das Jahr zurückgeblickt habe und an die Zeit zurück in Deutschland denken musste, habe ich mir schon viele Sorgen gemacht. Man hat ein Jahr lang soviel erlebt und vieles dazu gelernt und dann muss man wieder zurück in sein altes Leben. Oft war ich mit dem Gedanken richtig überfordert und habe mit meinen Freunden, die das Gleiche durchmachen müssen geredet, und wir konnten uns gegenseitig unterstützen.

Sorgen, dass sich Freunde verändert haben, dass Freunde nicht für dich da sein werden, dass in der Schule sich vieles verändert hat und man sich schwer daran gewöhnen muss, dass ich Probleme habe viele Sachen auf einmal organisieren zu müssen wie Job, Führerschein, Sport und Schule. Ich hatte oft richtig Angst zurück zu kommen und wollte lieber in Kanada bleiben, obwohl ich ja meine Familie und Freunde sehr vermisst habe.

Eltern in die Arme schließen

Nach einer 17- stündigen Reise bin ich am 30. Juni dann endlich am Frankfurter Flughafen angekommen und konnte meine Eltern in den Arm schließen, sowie unseren neuen Hund, den ich noch nie gesehen hatte, begrüßen können. Es war wirklich ein schönes Wiedersehen. Die nächsten Tage habe ich dann alleine mit meinen Eltern und meinem Bruder in Holland am Meer verbracht, wo ich viel erzählt habe und wir endlich eine schöne Zeit alle gemeinsam verbringen konnten, bevor mein Bruder den Tag danach auch schon nach Australien geflogen ist um ein ganzes Jahr dort in der Highschool zu verbringen, genauso wie ich das ja gemacht habe. Der Abschied mit meinem Bruder war also umso schwerer. Wir haben uns so vermisst über das ganze Jahr und jetzt ist er schon wieder für ein weiteres Jahr geflogen. Wir haben uns einfach soviel besser verstanden über das Jahr wo ich weg war. Es wird eine harte Zeit!

Von allen freundlich aufgenommen

In den nächsten Tagen habe ich dann auch meine Freunde wieder gesehen und meine Verwandten und auch Leute, wobei ich viele Sorgen hatte, wie das Wiedersehen aussehen würde, ob man mich ignoriert oder ob es irgendwie seltsam sein wird. Doch eigentlich war es echt schön, jeden wieder gesehen zu haben, und ich wurde von allen freundlich aufgenommen und begrüßt.

So glücklich ich am Anfang auch war, alle endlich wiederzusehen, ist es aber jetzt auch schon normal geworden, und ich habe mich schon fast an das Leben und die Leute hier gewöhnt. Was ich auf jeden Fall erlebt habe ist, dass sich in der Schule und in meinen Freundeskreisen viel verändert hat, wo ich mich noch daran gewöhnen muss. Doch die Sorgen, die ich vor meiner Reise zurück hierhin noch hatte, sind auf jeden Fall verschwunden.

Positiver Blick auf die Sommerferien

Ich sehe positiv auf die Zeit in den Sommerferien und in der Schule danach. Auch wenn sich vieles verändert hat, komme ich jetzt schon gut damit klar und lasse mich darauf ein, zum Beispiel wenn es um neue Leute kennen lernen geht oder um alte Freunde, mit denen man sich auseinander gelebt hat. Da ich in den ersten Wochen nach meiner Ankunft noch viel zu organisieren habe, bin ich schon richtig gestresst und versuche, alles unter einen Hut zu bekommen – Führerschein anfangen, Job suchen, Freunde wiedersehen, um Familie kümmern, mit dem neuen Hund raus, Arzttermine, Schulsachen nachholen usw. Ich hoffe, ich vernachlässige dabei meine Freunde nicht, doch es ist wirklich gerade sehr viel auf einmal.

Bald möchte ich auch wieder regelmäßig mit dem Turnen anfangen, doch im Moment finde ich leider dafür keine Zeit. Ich bin mir sicher, dass es in den Ferien alles ruhiger wird!

Ich bin auf jeden Fall glücklich, wieder zu Hause zu sein! Dieses Auslandsjahr in Kanada war die schönste Zeit meines Lebens und ich werde es nicht vergessen. Ich habe so vieles erlebt und durfte soviel erfahren und besuchen. Ich denke, dass dieses ,Jahr auf jeden Fall nur positives für mich gebracht hat und würde es jedem weiterempfehlen! Jetzt heißt es für mich, sich an das neue Leben hier zu gewöhnen und das Beste daraus zu machen. Stufe 12 und dann Abitur – ich komme!!!

Liebe Grüße, diesmal aus Dortmund,

eure Nathalie