La Réunion

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Ich bin für die nächsten 5 Monate auf la Réunion und werde diese Fotoreportage so ähnlich wie ein Tagebuch führen und immer mal wieder etwas hinzufügen. :)

EINLEITUNG

Ich bin am 18.08.2012 auf La Réunion angekommen. Das ist eine kleine Insel neben Madagaskar im Indischen Ozean. Die Insel gehört aber zu Frankreich und hier wird Französisch gesprochen. Außerdem noch Kréol, das hört sich so ähnlich an wie Französisch, nur ein paar Wörter sind völlig anders.

Ich bleibe hier für nur 5 Monate, weil ich ein Jahr zu viel fand. Vielleicht ist ein ganzes Jahr wirklich sinnvoller um die Sprache perfekt zu beherrschen, aber ein Jahr ohne meine Familie und meine Freunde, hörte sich für mich doch wirklich sehr viel an…

Als ich mir überlegte ein Auslandsjahr zu machen, war für mich am Anfang nicht klar, ob es in ein französisch- oder englischsprachiges Gebiet gehen soll. Da ich mit Englisch aber eigentlich gar keine Probleme habe (mit Französisch sehr wohl!) hielt ich es für deutlich sinnvoller nach Frankreich zu gehen. Jedoch wollte ich unbedingt in die Sonne und ans Meer! Da erzählte mir mein Vater von La Réunion und wir fingen an den Aufenthalt zu planen. Es war sehr schwierig eine Organisation zu finden, die das französische Überseegebiet anbietet, aber für mich kam nichts anderes mehr in Frage und ich bin sehr froh, dass ich durch GLS hierhin kommen konnte.



Ich lebe hier in einem kleinen Häuschen mit meiner Gastfamilie. Dass heißt, die Mutter und der Vater und drei Kinder. Zwei Mädchen (16 und 6 Jahre alt) und ein Junge (15 Jahre alt).

Ich habe hier mein eigenes kleines Zimmer, von dem aus ich das Meer

und jeden Abend einen traumhaften Sonnenuntergang (zweites Bild) sehen kann! Momentan haben wir hier Winter - das heißt so zwischen 25 und 30 Grad! ;)


Der Blick aus meinem Fenster

Ich gehe jeden Morgen zusammen mit meinen zwei Gastgeschwistern zum Lycée. Der Unterricht beginnt um 7:30 Uhr und geht bis spätestens 17 Uhr. Das ist aber auch nicht gerade schlimm, weil man vom Klassenzimmer aus das Meer sehen kann und auf dem Schulhof Palmen stehen. Ich habe aber nur zwei Mal in der Woche so lange Schule. Zwischendurch haben wir eine große Pause (von 11:30 Uhr bis 13 Uhr) in der gehe ich mit meinen Gastgeschwistern nach Hause und esse zu Mittag (man kann aber auch in der Schulkantine essen). Zu essen gibt es hier jeden Tag Reis. Dazu meistens eine Sauce mit Linsen und Fleisch. Außerdem essen die Réunionesen noch den sogenannten Piment dazu. Das ist ein ultrascharfes Gewürz (ich habe es einmal probiert und mir sind sofort Tränen in die Augen geschossen, weil es so scharf war). Ich hatte am Anfang totale Angst vor dem Essen hier, weil ich schon zu Hause in Deutschland nicht alles mag. Aber die Réunionesische Küche ist super lecker!

Ich war schon zwei Mal mit ein paar Freunden am Strand. Es war total windig und dadurch etwas kalt, aber es war wunderschön! Außerdem wurde mir erzählt, dass es nur im Winter so windig ist. Im Sommer (ab November) gibt es hier fast gar keinen Wind mehr.



 

Ich hab meiner Schule in Bonn seit fünf Jahren Französischunterricht und komme mit der Sprache hier eigentlich ganz gut zurecht. Ich bin jetzt seit drei Wochen hier und habe schon nach der ersten Woche Fortschritte in der Sprache bemerkt. In der Schule fällt es mir noch sehr schwer dem Unterricht zu folgen, da alle unglaublich schnell sprechen.

Schon in den ersten Tagen habe ich mich hier total wohl gefühlt. Die Menschen sind hier alle super, super nett und sehr gastfreundlich! Ich verstehe mich mit meiner Gastfamilie sehr gut.Wir haben ein lockeres Verhältnis und immer viel Spaß miteinander. Meine Mitschüler waren von Anfang an sehr offen und interessiert und ich wurde sehr nett in meiner Klasse aufgenommen. Mittlerweile bin ich, wie gesagt, gute drei Wochen hier und ich fühle mich jetzt schon wie zu Hause, es ist einfach nur toll hier! :)

SAMSTAG, 01. SEPTEMBER 2012

Dieses Wochenende habe ich bei einer Freundin übernachtet. Sie lebt wie im Paradies. Das heißt, Meerblick, wunderschönes Haus. Von ihrem Balkon aus kann sie sich Litschis und Mangos pflücken und eine Palme ragt in ihr Fenster hinein. Plötzlich sah ich an den Palmen ‚Früchte‘ hängen und habe sie gefragt, ob man das essen kann. Und sie meinte: ‚Natürlich kann man das essen, das sind Kokosnüsse!‘ Und dann ist ihr Papa gekommen, um uns welche zu pflücken. Er ist erst auf den Balkon und dann auf eine Leiter geklettert. Dann hat er mit einem langen Stab die Kokosnüsse von der Palme gepflückt.

Als nächstes hat der Vater sich ein großes Messer geholt und angefangen die Kokosnüsse aufzuhacken.  Danach hat er mir einen Strohhalm in die Kokosnuss gesteckt und ich durfte die Milch trinken. Sie schmeckt eigentlich ganz gut, aber überhaupt nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Als die Nuss ausgetrunken war, konnte man sie komplett zerteilen und das Innere der Kokosnuss auslöffeln. Es war weiß und glitschig, aber hat sehr lecker geschmeckt. Man unterscheidet zwischen alten und jungen Kokosnüssen. Die Milch der Alten kann man nicht trinken und das weiße ist nicht glitschig und weich sondern hart wie eine Möhre. Schmeckt aber auch nicht schlecht.

Es  war unglaublich toll diese Kokosnuss zu essen und zu trinken, so wie man es sonst nur in Filmen sieht. Eine Erfahrung die ich nie mehr vergessen werde! :)

 



Die zerhackte Kokosnuss und das Messer




Ich und meine Freundin löffeln die Kokosnuss aus

Später am Nachmittag sind wir noch zu ihrem zweiten Garten gefahren.

Dort wachsen Ananas, Litschis, Mangos, Salat, Kaffee, Chilischoten (hier Piment genannt), Bananen und am meisten Zuckerrohre. Aus den Zuckerrohren wird logischerweise Zucker gemacht. Der Vater meiner Freundin hat mir ein Zuckerrohr abgeschnitten und geschält. Das Innere des Zuckerrohres war hart und weiß. Danach durfte ich probieren. Man isst ein Zuckerrohr folgendermaßen: Zuerst beißt man ein Stückchen ab, dann kaut man drauf rum und saugt so den süßen Saft aus dem Rohr. Zum Schluss darf man das Zuckerrohr aber nicht runterschlucken, sondern muss das ausgesaugte Stück wieder ausspucken. Das Zuckerrohr hat super lecker geschmeckt und natürlich zuckersüß. ;)

Der Vater meiner Freundin hat mir erzählt, dass er und seine Freunde früher immer Zuckerrohr gegessen bzw. gekaut haben. Dadurch haben sie gerade Zähne bekommen und brauchten keine Zahnspange!



Ich vor Zuckerrohren mit einem Zuckerrohr ;)

eine Ananas



der sogennante Piment

SAMSTAG, 15.09.2012 - DANCE BATTLE

Heute bin ich mit meinem Gastbruder und seinen Freunden zu einem Dance-Battle nach St. Pierre gefahren. Zuerst sind wir ein bisschen in St. Pierre shoppen gegangen. Das geht eigentlich ganz gut, auch wenn die meisten Läden eher klein sind. Danach haben wir Pain-American gegessen. Das ist ein Baguette auf dem Schinken, Pommes und je nach dem wie man es mag, Ketchup, Mayonnaise oder  Piment drauf ist. Am Ende wird das Ganze noch mit Käse überbacken. Schmeckt unglaublich gut!

Um 15 Uhr hat dann das Dance-Battle begonnen. Es war am Fuße von Steintreppen eine kleine Bühne aufgebaut. Dann gab es eine Jury von der, immer wechselnden, erfahrenen Tänzern. Es wurde laut die Musik aufgedreht und zwei Tänzer auf die Bühne gerufen. Erst musste der eine tanzen, dann der andere.  Ich glaube, sie haben improvisiert. Jeder durfte zwei oder drei Mal tanzen und dann hat die Jury schnell entschieden wer besser war. Es war ein bisschen wie ein Dance-Battle in einem Film, z.B. Step up. Die Tänzer waren zwischen 6 und 20 Jahren alt. Es war echt toll sich das anzuschauen vor allem, wenn ein 6 Jähriger gegen einen 20 Jährigen gewonnen hat, einfach weil er besser tanzen konnte.



ein kleiner Junge battlet mit seinem Freund zwei Jugendliche



 



ein Pain American mit einem typischen Gtränk von hier: Cot (gibts in allen möglichen Geschmacksrichtungen, von Ananas bis Zitrone, und wird hier reichlich getrunken)

SAMSTAG, 19.09.2012 – PAINTBALL

Ich war heute mit zwei Freunden Paintball spielen. Das war eine Veranstaltung von der Kirche und deshalb hat der ganze Tag nur 10€ gekostet (normal kostet ein Tag Paintball um die 60€). Wir haben uns schon früh am Morgen getroffen und sind dann mit einer Fahrgemeinschaft in den Wald zu dem Paintball Feld gefahren. Ein Spiel hat dann immer so 5-10 Minuten gedauert und lief folgendermaßen ab. Die Gruppe wurde in zwei Mannschaften eingeteilt, mit gleichvielen Mädchen und Jungen. Das Paintball Feld war einfach ein Stück Wald der eingezäunt war, mit vielen Bäumen, Büschen und Gestrüpp hinter dem man sich verstecken konnte. In dem Feld  wurde an der einen Seite eine Fahne für die eine Mannschaft an einen Baum gehängt und an der anderen Seite für die andere Mannschaft. Das Ziel war es, die Fahne der anderen Mannschaft ins eigene Territorium zu holen, ohne abgeschossen zu werden. Die Pistolen waren relativ schwer und nach dem Tag hatte ich Muskelkater im rechten Oberarm. :D Ansonsten hatte man einen Schutz am Oberkörper, am Rücken und im Gesicht. Der Rest war frei und wenn man da abgetroffen wurde, hatte man danach richtig schöne blaue Flecken.



Zwei Männer beim Paintball spielen

FLORILÈGES

Florilèges ist der Name eines Jahrmarkts, der hier jedes Jahr in den Oktoberferien in dem Ort ‚Le Tampon‘ für zwei Wochen stattfindet. Ich bin dort mit meiner Gastfamilie und Cousinen, Cousins, Tanten und Onkeln hin gegangen. Dort gibt es verschiedene Attraktionen, wie zum Beispiel eine Achterbahn, ein Turm der einen hoch zieht und dann fallen lässt und ganz viele andere verschiedene Fahrgeräte. Außerdem gibt es natürlich Mengen an Essensständen, wo Zuckerwatte, Pommes, Spieße usw. verkauft wird. Zuckerwatte heißt auf Französisch ‚barbe à papa‘, was so viel wie ‚der Bart von Papa‘ heißen soll. Darüber hinaus gibt es auch noch eine Bühne auf der die ganze Zeit über verschiedene Bands oder Sänger/innen live auftreten, die teilweise sehr bekannt sind und ein großes Publikum anziehen. Am schönsten ist Florilèges in der Nacht, wenn es dunkel ist, weil dann die Lichter der verschiedenen Stände sehr schön im Dunkeln leuchten.

SONNTAG, 11.11.2012

Heute war ich mit meiner Freundin Vanessa, ihrer kleinen Schwester und ihren Eltern bei ihrem Onkel. Dort waren dann auch noch sämtliche andere Tanten, Onkels, Omas, Opas, Cousinen und Cousins. Jedes Wochenende trifft sich die ganze Familie um zusammen zu essen, Karten zu spielen, zu reden etc. Das ist bei fast jeder Familie hier so, ich finde es echt toll! Die ganze Familie von Vanessa war total lustig und gastfreundlich und ich hab mich sofort super wohl gefühlt. Alle Leute hier sind einfach so locker, keiner ist im Stress, jeder nimmt sich einfach die Zeit die er braucht, das fällt mir immer wieder auf. Der Cousin von Vanessa hatte grade einen deutschen Austauschschüler bei sich, der leider so gut wie gar kein französisch kann. Alle waren froh, dass ich da war um ein bisschen zu übersetzten. Da ist mir aufgefallen, dass ich wirklich schon ziemlich gut französisch spreche und auch verstehe. Auch beim Fernsehen oder im Unterricht verstehe ich immer mehr. Zum Essen gab es die Réunionesische Spezialität rougail saucisse. Das ist eine spezifisch kreolische Sauce aus Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und Thymian mit geräucherten, entsalzenen Würsten. Dazu natürlich Reis und Piment. Am Nachmittag sind wir nach Saint-Louis shoppen gefahren. Dort haben mir die Eltern von Vanessa ein Shamballa Armband gekauft. Sie sind in Moment ziemlich modern hier auf La Réunion. Shamballa Armbänder haben tibetisch-buddhistische Ursprünge. Ihnen wird mystische Bedeutung zugesprochen. So sollen sie Teamgeist, Geschlossenheit, Vertrauen und Respekt vermitteln. Die in einer makramee-verwandten Flechtart gearbeiteten Bänder entspringen dem tibetischen Gebetsarmband. Die verwendeten Steine geben dem Träger Energie und versehen ihn mit einer schützenden Aura.



rougail saucisse

DEZEMBER 2012

Jetzt beginnt hier auf la Réunion die Litschi und Mango Zeit. Überall sieht man wunderschöne Litschi und Mangobäume stehen und wenn man auf dem Weg zur Schule Hunger bekommt dann pflückt man sich schnell eine. Die Réunionesen lieben sowohl Mangos als auch Litschis und treffen sich oft mit der ganzen Familie und essen diese Früchte den ganzen Tag.

Die Früchte hier auf La Réunion kann man kein bisschen mit denen aus Deutschland vergleichen. Beispielsweise mag ich wirklich überhaupt keine Ananas und habe dann anfangs auch abgelehnt sie hier zu probieren, weil ich den Geschmack wirklich nicht mag. Doch meine Gastmutter bestand darauf, dass ich wenigstens einmal eine probiere. Ich muss sagen, hier liebe ich Ananas! ;)

Mein Gastopa macht immer selbstgepressten Ananassaft und der schmeckt wirklich unglaublich lecker!

Außerdem werden hier auf La Réunion die sogenannten guêpes gegessen. Das sind Wespen ähnliche, gelbe Insekten. Es werden aber nicht die Erwachsenen guêpes, sonder die Larven von ihnen gegessen. Und zwar, geht man mit einer Art Räucherstäbchen unter das Nest und lässt den Rauch aufsteigen. So fliegen die Erwachsenen guêpes weg und man kann sich die Larven aus dem Nest holen. Danach werden sie frittiert.

Ich habe hier noch keine guêpes probiert, das ist ein Essen, welches es nicht oft gibt, weil es anstrengend ist, genügend Larven für die ganze Familie zu ‚fangen‘. Aber ich möchte sie auf jeden Fall noch probieren, weil mir die meisten Réunionesen erzählt haben, dass es sehr lecker schmeckt.



Litschi Baum




die guêpes

WEIHNACHTEN

24.12.2012

Weihnachten hier auf La Réunion war wirklich eine tolle Erfahrung. Es gab nicht allzu viele Unterschiede, aber doch ein paar. Zuerst einmal war es echt komisch bei 30 Grad und im Sommerkleidchen Weihnachten zu feiern. Die Vorweihnachtszeit war hier auch lange nicht so intensiv wie in Deutschland. Es gab keinen Weihnachtsmarkt, keinen Adventskranz. Einen Schokoladenadventskalender hatte ich, jedoch musste der im Kühlschrank gelagert werden.

An Weihnachten bin ich mit meiner Gastfamilie gegen 21 Uhr zu meiner Gasttante gefahren. Dort war dann die komplette Familie versammelt, das heißt: sehr viele Leute! Es lief total laute Musik und alle haben getanzt. Unter einem kleinen Tannenbaum lagen ganz viele Geschenke. Um 00:00 Uhr kam ein dunkelhäutiger Weihnachtsmann und hat die Namen die auf den Geschenken drauf standen laut durch ein Mikrofon vorgelesen. Das jeweilige Kind musste dann nach vorne kommen, dem Weihnachtsmann einen Kuss geben und durfte sich sein Geschenk nehmen. Mir ist aufgefallen, dass wirklich nur die kleinen Kinder Geschenke bekommen haben, nicht einmal die Kinder in meinem Alter haben etwas bekommen. Danach wurde weiter getanzt und gefeiert. Es gab sehr viel zu essen. Zuerst eine Vorspeise, dann das Hauptgericht und zum Schluss Kuchen. Als Hauptspeise gab es ein Ferkel, das mein Gastvater zubereitet hatte.

Gegen 5:00 Uhr morgens sind wir nach Hause gegangen.

 



ich und der Weihnachtsmann



Mein Gastvater mit dem toten Ferkel



Ich mit meiner Gastoma und meiner Gastschwester vor dem Tannenbaum

SILVESTER

31.12.2012-01.01.2013

Silvester wurde hier so ähnlich gefeiert wie Weihnachten. Diesmal war die ganze Familie bei der Oma versammelt. Es wurde laut Musik gespielt und viel getanzt. Um 00:00 Uhr wurden viele Raketen und Feuerwerke abgeschossen. Auch an Silvester wurde wieder bis zum Morgen gefeiert.



ich mit meinem Gastbruder und Cousins