Greenstone Tramp (Summer School in NZ)

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Während die neuseeländischen Schüler für die kommenden Exams pauken müssen, durften sich wir, 12 Internationals der LPHS Dunedin, auf eine viertägige Wanderung im Greenstone und Caples Valley in der Nähe von Queenstown machen. Wir erlebten außergewöhnliche und einzigartige Landschaften, aßen recht karge Mahlzeiten, lernten uns gegenseitig noch viel besser kennen.

Tag 1

Am Dienstagmittag kommen wir - noch relativ frisch - am Start unserer Wanderung an (Greenstone Road End - nordwestlich von Queenstown am Lake Wakatipu). Die großen Wanderrucksäcke sind gepackt, werden durch Essensrationen, Gaskartuschen und Zelte noch einmal beschwert und auf den Rücken geschnallt. Noch ein letztes Mal das Handy nutzen - Nachricht an Eltern und Freunde - dann weg damit in den Bus. Elektrizität oder gar Netz wird man auf unserer Reise sowieso vergeblich suchen. Im Gepäck sind sonst noch Klamotten (praktische Wanderkleidung), Snacks, Toilettenpapier, Sonnencreme, eine Tasse, ein Löffel. Ich hatte außerdem meine kleine Digitalkamera inklusive Ersatzbatterien dabei.

Obwohl der erste Tag mit circa 5 Stunden Laufzeit noch relativ kurz war, kamen einige von uns doch schon sehr an ihre Grenzen, während wir waghalsig Bäche überquerten. Der für manche beschwerliche Start in den mehrtägigen Tramp ging schließlich bei der Upper Caples Hut zu Ende, wo wir für diese Nacht Schutz und ein wenig Schlaf finden konnten.

Tag 2

Der zweite Tag startete für uns relativ früh, denn nach einem sehr spartanischen Frühstück stand der Auf (und Ab-)stieg zum 945m hoch gelegenen McKellar Saddle an. Belohnt wurde diese Anstrengung mit einer spektakulären Aussicht und selbstbelegten Toasts zum Lunch. Wir trafen andere (deutsche) Wanderer, schossen tausende Fotos, lagen einfach im Gras auf diesem wunderbaren Stück Erde.

Die Pause war aber leider viel zu schnell vorbei, und liefen weiter. Und weiter. Der Abstieg stellte noch eine Herausforderung für die Knie da, die unter dem Gewicht der Rucksäcke leiden mussten.

Nachmittags kamen wir dann an der McKellar Hut an, wo wir das Abendessen "genossen" und zum Nachtisch noch trockene "Früchte" naschten. Unser Abendessen bestand aus extra abgepackten Tüten, die in mit Gaskartuschen zum Kochen gebrachtes Wasser geschüttet wurden. Honey Soy Chicken mit Reis klingt ja erstmal ziemlich gut, konnte man aber nicht wirklich lecker nennen. Der Hunger trieb es rein, auch bei unserer einzigen vegetarischen Wandrerin. Nachdem sie am ersten Abend noch tapfer nur den Kartoffelbrei angerührt hat, wurde doch klar, dass sie das nicht durch die ganze Wanderung bringen würde. Der Körper verlangt doch ein wenig mehr, um solche Leistungen zu erbringen.

Den Nachmittag nutzten wir zum Schwimmen und Angeln im Fluss. Wir bekamen noch einen kurzen Vortrag eines örtlichen Rangers, der mit seinem Hund hier nach seltenen Vogelarten sucht, und nach mehreren Runden "Werwolf" legen wir uns in den sehr komfortablen 6er-Betten zum Schlafen.

Tag 3

An das karge Frühstück (Pulver-Porridge) und den Milchpulverkakao hatten wir uns mittlerweile ja schon gewöhnt. Noch ziemlich verschlafen erwartete uns heute noch vielfältigere Landschaften, während wir fast das ganze Greenstone Valley durchwanderten.

Unser Wasser konnten wir an den zahlreichen Bächen auf dem Weg auffüllen, Müsliriegel versorgten unterwegs mit nötiger Energie.

Wir überquerten einige wackelige und nicht unbedingt vertrauenswürdig aussehende Brücken ("Traglimit: 1 Person“) ...

... und laufen und laufen und laufen. Einen Fuß vor den anderen. Wenn man nicht zu sehr an die Blasen an den Füßen, die 50 Sandfly-Stiche (nervige Biester... Gott sei Dank nicht in Dunedin!) an den Waden und das Gewicht auf dem Rücken dachte, war die Umgebung und das Panorama ein einzigartiger Genuss, den man so garantiert nur in Neuseeland erhalten kann.

Heute Nacht sollten sich endlich die Zelte auszahlen, die wir schon seit 3 Tagen herumschleppten. Wir ließen die Hütte hinter uns und wanderten eine Stunde weiter zu einem kleinen Platz am Flussufer, windgeschützt und mit Lagerfeuerstelle. Die "Toilettensituation" wurde geklärt (Mädchen die Richtung in den Wald, Jungs die andere; Hinterlassenschaften gut vergraben), Klamotten im Fluss gewaschen und ein kleines Lagerfeuer professionell entfacht. Die Hoffnung, dass dadurch die Attacken der Sandflys ein wenig nachlassen würden, wurde schnell vernichtet.

Die 2-Personen-Zelte aufzustellen stellte für manche eine überraschend große Herausforderung dar, doch wir halfen zusammen und hatten schnell unser kleines Camp aufgebaut. Nachdem es richtig dunkel wurde und man sowieso nichts mehr draußen machen konnte, löschten wir unser Lagerfeuer und verkrochen uns in die Zelte. Gerade rechtzeitig, wie sich herausstellte: Es regnete und stürmte die ganze Nacht hindurch. Ich weiß das, weil ich fast die gesamte Nacht keinen Schlaf bekommen habe. Es war die eisige Kälte, Sandflys und die Tatsache, dass das Zelt vielleicht doch nicht ganz wasserdicht war, die mich am Tanken der wertvollen Energie hinderten.

Nun ja, allein war ich damit nicht.

Tag 4

Es war die Aussicht auf die letzte Etappe der Wanderung, die uns am Morgen bei Nieselregen aus den Zelten lockte. Der restliche Porridge wurde vernichtet, und los ging's. Der letzte Tag führte uns hauptsächlich durch Wälder, mit kleinen Kraxelstellen zwischendurch. Die Gruppe zog sich aufgrund Fuß-, Knie-, und anderen Verletzungen immer weiter auseinander, aber auch hier hielten wir zusammen und teilten den Rucksacksinhalt der Verletzen unter uns auf.

Angekommen.

Als wir den Parkplatz hinter den Bäumen erkennen konnten, konnten wir uns nicht mehr zurückhalten. Wir rannten die letzten 100m (nicht so toll für den Rücken, dazu gleich mehr), Umarmungen und High-Fives wurden verteilt und wir fielen erschöpft ins Gras. Bis auch die Letzten ankamen, dauerte es noch eine Weile, aber wir genossen sie - wiedervereint mit Luxus wie laufendem Wasser und Smartphones. Auch die übriggebliebenen "Fruchtsalate" (mittlerweile schmecken die richtig gut) wurden verzehrt.

Die Rückfahrt wurde - anders als die Hinfahrt - eher still verbracht. Wir machten einen kurzen Zwischenstopp in Queenstown (McDonalds Essen schmeckt zwar auch nach 4 Tagen Wildnis nicht toll) und in Cromwell, der für Fruchtvielfalt berühmten Stadt, erhielten wir als kleine Belohnung Real Fruit Ice Cream (man sieht mich sichtlich glücklich in der Mitte der ersten Reihe).

Der Wandertrip ist zu Ende, ich schreibe diese Foto-Reportage am Tag nach der Heimkehr im beheizten Zimmer auf dem Laptop mit leuchtender Deckenlampe. Es war schon eine Erfahrung, so komplett abgeschnitten vom Rest der Welt zu sein. Und auch wenn die Wanderungen beschwerlich waren und die Mahlzeiten nicht unbedingt ein Genuss, hatten wir alle zusammen unglaublich viel Spaß.