Besuch in Neuseeland

24. Januar, minus 10 Grad in Berlin. Und ich fliege nach Neuseeland in die Sonne ...

Ich, Verena, bin bei GLS verantwortlich u.a. für die High School Programme in Neuseeland und war kürzlich dort, um GLS Partnerschulen in Neuseeland zu besuchen, u.a. auch die Motueka High School auf der Südinsel.

Geflogen bin ich über Singapur nach Christchurch, auf dem Foto unten der grandiose Blick aus dem Flugzeug auf die ‚Southern Alps’ mit ihren Gletschern im Zentrum der Südinsel.

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In Christchurch nehme mir einen Mietwagen, um von Christchurch aus quer über die Südinsel nach Motueka zu fahren (Route auf einer Google Map). Motueka ist eine Kleinstadt ganz in der Nähe des Abel Tasman National Parks mit seinen Traumstränden.

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In Motueka habe ich einen Termin mit Judy Thorp von der Motueka High School. Judy ist Koordinatorin für internationale Austauschschüler an der Motueka High School. Vor dem Haupteingang steht eine sehr interessante Holz-Skulptur, die Schüler zusammen mit einem berühmten Maorikünstler vor einigen Jahren gestaltet haben, darunter auch eine deutsche Austauschschülerin.

Etwa 10-15% der Schüler, so schätzte Judy, sind Maori, was relativ viel ist wenn man bedenkt, dass die meisten Maori auf der Nordinsel leben. In der Aula findet gerade eine Kapa Haka Probe statt, der neue ‚Head of Maori Studies Department’ übt mit den Schülern eine Begrüßungszeremonie ein:

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Der neue, noch sehr junge Direktor der Motueka High School hat ihn von seiner alten Schule einfach mitgebracht. Wobei so etwas gar nicht ‚so einfach’ geht, wie es klingt – er wurde von einer Delegation aus seiner alten Heimat nach Motueka begleitet und dort ganz formell mit Zeremonien in der neuen Schule willkommen geheißen. Ihm untersteht nicht nur der Sprachunterricht Te Reo Maori sondern auch die sog. Whanau Form Class - diese besteht aus Schülern aller Jahrgangsstufen und trifft sich jeden Morgen um sich auszutauschen.

Te Reo Maori, die Sprache der Maori, ist genauso Thema wie andere Aspekte der Kultur der Maori. Vor allem aber dient die Klasse dazu, den Zusammenhalt zu stärken und sich gegenseitig zu unterstützen. Das Konzept der Whanau Class an der Motueka High School gilt als vorbildlich für Neuseeland und wer möchte, kann auch als Austauschschüler die Whanau Class besuchen. Eine Herausforderung, wie Judy sagt, nicht unbedingt einfach, aber die Schüler, die dabei bleiben, machen unschätzbare Erfahrungen. 

Beim Rundgang über das Schulgelände haben wir auch das freundliche Special Needs Centre besucht, in dem Schüler mit besonderen Bedürfnissen unterrichtet werden, wie der Name schon sagt. Denn jeder schulpflichtige Schüler aus der Region besucht die Motueka High School und wird dort entsprechend seinen Fähigkeiten und Bedürfnissen unterrichtet. Mit nur 620 Schülern ist die Schule sehr familiär und jeder kennt jeden. In den Pausen gibt es die Möglichkeit, im von den Schülern selbst verwalteten Sport Shed Sportgeräte auszuleihen.

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Es gibt auf dem Schulgelände auch ein kleines Freibad, das an einigen Nachmittagen als öffentliches Stadtbad dient. Die Motueka High School verfügt wie jede neuseeländische Schule über ein weitläufiges Schulgelände mit den entsprechenden Sporteinrichtungen wie Tennisplätzen und Sportplatz, die ebenfalls gleichzeitig kommunale Einrichtungen sind. Judy erzählt, dass heute der Unterricht für alle Schüler schon mittags endet, da am Abend ein wichtiges, überregionales Rugbyspiel auf dem Sportplatz stattfinden wird. 

Als nächstes schauen wir in einige Klassenzimmer und treffen auf den jungen Outdoor Education Lehrer Josh und seinen Kurs, die gerade besprechen, was im Laufe des Jahres alles geplant ist. Die Schule gehört zum Verbund der Outdoor Education Schulen (ODENZ) und bietet Outdoor Education in den beiden letzten Klassenstufen an. In der Klasse 13 gibt es das Fach sogar als Leistungskurs.  

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Musikunterricht für verschiedene Musikinstrumente wird ebenfalls angeboten, allerdings steht dieses Angebot nur den Schülern zur Verfügung, die Musik auch als Unterrichtsfach belegt haben. Die Nachfrage wäre ansonsten einfach zu groß, um sie bewältigen zu können. Nachdem wir den Rundgang über das Schulgelände beendet haben gehen wir mit der  Homestay Koordinatorin Ellie Tomsett zum Lunch ein. Sie ist für die Auswahl der Gastfamilien in Motueka und Umgebung zuständig. Hier treffen wir zufällig eine junge Gastmutter, die schon seid ein paar Jahren immer wieder deutsche Gastschülerinnen aufnimmt.

Sie erzählt, dass sie mit den Austauschschülerinnen immer nur gute Erfahrungen gemacht und im Sommer regelmäßig Besuch von ehemaligen Gastkindern bekommt. Die Homestay-Koordinatorin versucht für jeden Schüler die passende Gastfamilien zu finden. Wer tierlieb ist und gerne auf dem Land wohnen möchte, kann auf einer der Farmen in der Umgebung platziert werden. Für Pferdefanatiker gibt es auch eine Gastfamilie mit Pferden, die ausdrücklich nur ebenfalls reitbegeisterte Gastschüler aufnehmen möchte, da sich das gesamte Familienleben vor allem an den Wochenenden um Reitturniere und Pferdeshows dreht.

Wer gerne Wassersport machen und am Strand sein möchte, kann in einer Gastfamilie in Marahau oder Kaiteriteri wohnen, zwei winzige Gemeinden etwa 12 bzw. 17 km nördlich von Motueka. Einen Schüler, der Kitesurfer ist, hat sie gerade in einem Haus am Strand untergebracht, sein Gastvater ist Kajakguide im Abel Tasman Park.

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Wer keine Lust hat, mit dem Schulbus zu fahren, ist am Besten in Motueka selbst aufgehoben. Autofahren dürfen Austauschschüler nämlich nicht. Schüler, die in Motueka wohnen, kommen entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule, denn es gibt selbst auf der Hauptstasse nicht all zu viel Verkehr. Nachdem Lunch zeigen mir Judy und Ellie Motueka. Motueka ist Maori (eigentlich Motuweka) und heißt übersetzt Weka Island – der Weka ist ein weiterer merkwürdiger neuseeländischer Vogel, der nicht fliegen kann und ein wenig wie ein braunes Huhn aussieht Motueka ist eine ‚Rural Service Town’ par excellance, die Stadt lebt vom Obstanbau, und nicht wie Kaiterteri und Marahau vom Tourismus. Das Klima ist hier besonders mild und sonnig.

Die Stadt ist typisch für Neuseeland, sie besteht im Wesentlichen aus einer Hauptstrasse, an der sich die Geschäfte, Banken, Apotheken du Drogerien, Restaurants und Cafes befinden sowie ein MacDonalds und mehrere Supermärkte sowie eine Touristeninformation und ein kleines Kino. Die Schule liegt etwa 5 Minuten vom Zentrum entfernt (zu Fuß).

Auf dem Weg zum Wasser passieren wir den Golfplatz und die typischen, in Leichtbauweise gebauten Einfamilienhäuser.  Gemauerte Häuser sind in Neuseeland selten, überwiegend wird mit Holz gebaut. Am ‚Inlet’ kann man super Radfahren oder Joggen, zum Baden hingegen eignet sich besser Kaiterteri, ein beliebter Urlaubsort in der Nähe mit einer kleinen, geschützten Bucht, die sich sehr gut zum Baden eignet. Es gibt in Motueka allerdings einen historischen Salzwasserpool. Das etwas weiter entfernte Marahau ist um einiges kleiner und beschaulicher, hier beginnt der Küstenwanderweg durch den Abel Tasman National Park.

Neben Obst werden auch Hopfen und Wein angebaut – zu dem größten Pluspunkten gehört, dass diese Region mit die meisten Sonnenstunden in Neuseeland hat. Laut Judy und Ellie geht es hier sehr ruhig zu und Großstadtprobleme wie Alkohol oder gar Drogen gäbe es bei ihnen nicht, schon deshalb, weil alle immer wissen, was die anderen machen. Bis in die nächste große Stadt, Nelson, braucht man mit dem Auto etwa 45 Minuten, hier befindet sich auch der nächste größere Flughafen, und hierhin fahre auch ich nach meinem spannenden Besuch an der Motueka High School.

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Generelle Informationen zum Schüleraustausch in Neuseeland findet ihr auf der GLS Website. Und dort gibt es auch ein Profil der Motueka High School.