Wie ist das Leben eines Austauschschülers in Japan?
Was sind Eki-Stamps und wo findet man sie?
Ich bin Xenia, nehme am Programm Classic von gls teil und lebe jetzt schon seit 6 Monaten bei einer Gastfamilie in Tokyo. Angekommen bin ich im Sept. 2024 und der Rückflug ist im Juni 2025. Hier in Japan werde ich sehr gut von der Organisation WYS betreut.

Warum Japan?
Ich war vorher mit meinen Eltern schon zweimal in Japan und habe auf Farmen gearbeitet. Die Organisation heißt „WWOOF“.
Es ist eine gute Möglichkeit, verschiedene Länder anzutesten. Man arbeitet auf einer Farm, lebt in einer Familie und kann so das Land, die Mentalität, das Essen und die Sitten kennenlernen. Ich fand Japan am schönsten, so das ich beschlossen habe, dort die 11. Klasse im Auslandsjahr zu machen

Abreise/Ankunft (4.9.2024)
Es war meine erste Reise in einem Flugzeug ohne meine Eltern. Etwas mulmig war ich schon, als ich da mit 16 Jahren ganz allein zur Passkontrolle ging, um dann für ein Jahr nach Japan zu fliegen. Ich hatte zwei Flüge. In Leipzig bin ich losgeflogen und in FRA habe ich dann die anderen Austauschschüler getroffen. Gemeinsam sind wir dann zum Haneda Airport in Tokio geflogen. Ich kann mich wenig an den Flug erinnern, wir haben auf dem Flugzeugtablett ein online Quiz-Spiel gefunden und gegenseitig gespielt. Für einen kurzen Moment konnten wir sogar den Mt. Fuji sehen! Nach dem 13-stündigen Flug wurden wir am Flughafen von den WYS Leuten empfangen und mit Taxis zu unserer ersten Unterkunft gebracht. An den ersten 3 Tagen hatten wir einen Einführungskurs und wohnten im alten Olympia-Komplex. Auf den Weg dorthin haben wir Uno gespielt wobei wir die Farben und Zahlen auf Japanisch gesagt haben.

Die ersten 3 Tagen im Orientanion Camp (5.-8.9.2024)
Bei der Ankunft im Camp wurden wir schon von den anderen Austauschschülern erwartet. Insgesamt waren wir über 40 Personen, ein Viertel kamen aus Deutschland (darüber war ich sehr überrascht, das Japan so ein großes Thema in Deutschland ist). Andere kamen aus Frankreich, Italien, der Schweiz, den Niederlanden, Neuseeland, Thailand, Schweden, Luxemburg, Kanada und aus den USA. Es war ein großer Mix von Kulturen und sehr interessant.

An den 3 Tagen haben wir über die japanische Kultur, die Regeln und die Manieren gesprochen. In Japan gibt es viele Regeln, wie man sich bei Gesprächen verhalten soll oder wie man sich in bestimmten Situationen verhält. Alle Schüler haben ein Buch mit den wichtigsten Informationen bekommen. Es gab auch Gruppenarbeiten und Aktivitäten wie Kalligrafie, Theaterauftritte oder einzelne Präsentationen zu unseren Hobbys. Zu jeder Mahlzeit gingen wir in die Cafeteria. Es gab immer Reis, Misosuppe, Salat, Dessert und ein Hauptmenü.

Zum Schluss hatten wir einen Ausflug zum Meji Tempel und zum Harajuku. Die Tempel kannte ich schon vom Urlaub, jedoch hat es sehr viel Spaß gemacht mit gleichaltrigen Jugendlichen zu sprechen. So gegen 21.00 Uhr waren die Tage zu Ende und ich bin ins Bett gefallen. Die Tage waren sehr anstrengend, aber auch sehr schön. Wir hatten noch den Jetlag und es war Hitze draußen.

Mein Treffen mit meiner Gastfamilie (8.9.2024)
Wie an jedem Tag im Camp bin ich schon früh aufgestanden und habe gefrühstückt, um mich auf mein Treffen mit meiner Gastfamilie vorzubereiten. Am So um 9: 45 wurde ich von meiner Gastfamilie abgeholt.
Ich bin in einer jungen Familie mit 2 kleinen Kindern (5 und 6 Jahre) und einen Opa in einem kleinen Haus in Hanahata. (das ist in Adachi im nordöstlichen Teil von Tokyo) Ich bringe den Kindern jeden Tag etwas Englisch bei. Sonst gib es keine Regeln. Mein Haus ist neben einer Schule. Ich kann oft sehen wie die Schüler Tennis spielen. (Das Sushi auf dem Bild haben wir bei den Großeltern gemacht.)

Zu Weihnachten habe ich der Gastfamilie ein Lebkuchenhaus gebacken.

Mein erster Schultag (11.9)
Natürlich war ich sehr aufgeregt die neue Schule kennenzulernen. Besonders fürchtete ich mich vor dem Moment, wo ich mich vor der ganzen Schule vorstellen muß. Doch der kam erst ein paar Tage später. Ich habe mich nur vor den Lehren und meiner Klasse vorgestellt. Meine Klasse besteht aus 35 Schüler.

Meine Schule
Ich gehe auf die Sundaigakuen in Tokio (ca. 10 km nördlich vom Kaiserpalast ). Sie ist bekannt für ihre starke Volleyballmannschaft, die jetzt schon seit 3 Jahren in Folge das Turnier von ganz Japan gewonnen hat. Na ja, ich habe nachgeschaut wie oft die Volleyballmannschaft trainiert und das war mir gleich zu viel. 6 Mal in der Woche für jeweils 2 Stunden 30 Minuten! Ich habe dafür in andere AGs wie Badminton und Kunst reingeschnuppert. Natürlich tragen alle Schüler Uniformen, die sich im Sommer und im Winter etwas unterscheidet.
Es ist eine Schule mit internationaler Ausrichtung. Die Schüler unternehmen viele Fernreisen nach Europa und wir Austauschschüler (ein französisches Mädchen und ich) müssen Vorträge über spezielle Themen aus unseren Herkunftsländern halten. Wir Austauschschüler wurden sehr herzlich aufgenommen und es gab speziellen Japanisch-Unterricht. Im normalen Unterricht verstehen wir unterschiedlich viel. Ich habe 2 Mathe- und einen Englischkurs. Da Englisch für Japaner viel schwieriger, als für uns, ist das Neveau nicht sehr hoch. Es gibt 2 Englischlehrerinnen, eine aus den USA und eine aus Italien. Beide sind gut. Außerdem habe ich Physik, Japanisch, Sport, Politik und interessante Fächer wie Kalligrafie und Werken.

Ende September war das Bunkasai (Kulturfestival). Jede Klasse hat ihren Klassenraum zu einem Thema dekoriert. Meine Klasse hat ein Schießspiel zum Film Toy Story gemacht. Es gab noch Horrorhäuser, Essens-Stände (wo ich das erste Mal Gyoza gegessen habe, so Teigtaschen die eigentlich aus China kommen, aber in Japan auch oft zu finden sind ) …
Im Oktober war das Volleyballturnier unserer Schule. Alle Klassen haben gegeneinander gespielt. Es hat sehr viel Spaß gemacht und unser Mädchenteam hat den 2 Platz gewonnen!

Neben unserer Schule gibt es einen Fuchsschrein. Oij ist bekannt für Füchse, die die Boten von Inari sind, dem Gott des Reises.

Mein Schulweg
Von der Wohnung bis zur Schule ist es gar nicht so weit, jedoch gibt es keine direkte Verbindung. Ich muss erst in Richtung Zentrum fahren und dann mit einer anderen Bahn wieder nach Norden. Es gibt mehrere Möglichkeiten, die alle ca. 90 Minuten dauern und verschieden schlecht sind.
In den ersten Monaten habe ich einem Bus genommen, der fuhr gleich am Haus ab und brauchte 45 Minuten zur Bahnstation. Nachdem ich an meiner ersten Zugstation (Ayase) angekommen bin, nehme ich einen Zug nach Nichinippori und dann einen Zug nach Oji. Die Fahrten dauern sind 9 und 7 Minuten. Danach treffe ich mich mit einer Freundin und wir gehen 15 Minuten zur Schule.

Der Bus hat mir nicht gefallen, da er teuer war ( ca. 3 € pro Tag) und die Fahrtdauer variierte. Ich hatte Probleme beim Umsteigen. Darum habe ich beschlossen mit dem Fahrrad zur Ayase-Station zu fahren. Mit etwas Übung und Suche des besten Weges schaffe ich die 5,1 km in 30 Minuten.
Man muss noch sagen, dass sich die Radwege in Japan von den Deutschen deutlich unterscheiden. Alle 100 Metern kommt eine Ampel oder ein Zebrastreifen und der Radweg ist nur eine gekennzeichnete Spur auf der Straße. Am Bahnhof lehnt man das Fahrrad nicht einfach an eine Laterne. Für Fahrräder gibt es Parkhäuser. Direkt am Schulweg gibt es 3 Bäcker, viele Restaurants und Convenience-stores und 2 Keks-Läden... Darum dauert der Heimweg oft noch länger.

Dankbar bin ich der Gastfamilie, der japanischen Organisation WYS und er Schule für die vielen Ausflüge.
Ausflüge mit der Gastfamilie
Im Oktober waren wir in Niigata (nördlich von Tokyo ). Wir sind mit einer Seilbahn auf Berge gefahren und hatten eine schöne Aussicht. Die Bäume waren bunt gefärbt und es wurde langsam kälter.

Hier ist noch ein Bild, das aus der Seilbahn aufgenommen wurde.

Dieser Strohdrache war auf einem Berg.

Im Januar sind wir in Nagano Ski gefahren. Ich war sehr erfreut, dass die roten und schwarzen Pisten nicht so steil waren wie in Deutschland. Die Pisten waren auch alle sehr kurz. Die längste Piste war 3,6 km lang und wir haben sie in 11 Minuten geschafft.

Taiwanreise
Die Reise nach Taiwan war von der Schule organisiert worden. Wie in deutschen Schulen, gibt es in japanischen Schulen auch Klassenfahrten. Ich hatte die Auswahl zwischen einer Woche Taiwan, Kyūshū (der südlichsten Insel) oder der Türkei. Da es kein Sinn macht nach Europa zu fliegen, waren nur die 2 anderen Optionen übrig und dann habe ich mich für Taiwan entschieden. Ich fand es witzig, in einem Auslandsjahr in ein noch völlig anderes Land zu fliegen.

Der Flug nach Taipei (Hauptstadt von Taiwan) dauerte nur 4 Stunden. Nachdem alle glücklicherweise ihr Gepäck bekommen hatten, sind wir mit dem taiwanesischen Shinkansen Richtung Süden gefahren. Dort haben wir für 2 Tagen in einem super luxuriösen Hotel geschlafen. (viel besser als Jugendherberge wie sonst immer). Wir besuchen gleich am ersten Abend einige Tempel die wunderschön beleuchtet waren! An den nächsten Tagen waren wir mit unserem Bus unterwegs auf Bergen und in anderen Sehenswürdigkeiten. Bei jeder Mahlzeit saßen wir zu zehnt an einem runden dehnbaren Tisch. Es gab oft Fisch und Fleisch, es waren auch oft chinesische Gerichte dabei. Es war so lecker, aber wir haben nie alles geschafft.
An den anderen beiden Tagen haben wir wieder in luxuriösen Hotels übernachtet. Wir haben 2 Mal einen Nightmarket besucht (sehr berühmt in Taiwan, genauso wie Bubble tea). Allgemein sind die Souvenirs schon recht teuer und alle gleich. Ich habe dreimal den gleichen Magnet gesehen in einer Stunde. Am letzten Tag wurden wir alle in kleinen Gruppen eingeteilt und liefen in Taipei herum.

andere Ausflüge
Von der japanischen Organisation WYS werden auch Ausflüge für die Austausch-Schüler organisiert. Ich habe die Reisen in Kawagoe und nach Kyoto besucht. An dem Tag in Kawagoe konnten wir einen Wagashi Kurs (Figuren aus Bohnenpaste, sieht aus wie Marzipan) besuchen und wir konnten Kimonos tragen. Der Kyoto Ausflug war 3 Tage lang. Auf dem Weg nach Kyoto haben wir den Mt Fuji vom Schinkensan aus gesehen. An jedem Tag haben wir viele Tempel und Schreine besucht, wie z.B. Nijo-jo castle oder den Kinkaku-ji. Zum Essen gab es lecker Shabu-shabu (Fleisch im Topf kochen)

Neben dem Nijo-jo castle war ein kleiner Tempel.

Kinkaku-ji

Mit meiner Gastfamilie war ich noch in Hirochima, Okayama und auf einer Austernzuchtinsel. Austern sind lecker.

eine Straßenbahn in Hiroshima

Essen
In Japan gibt es viele leckere Gerichte von Ramen, Udon, Soba und Sushi, aber es gibt auch andere Sachen , die richtig lecker sind wie Takoyaki (mit Oktopus gefüllte Teilbällchen), Taiyaki ( fischförmiges Gebäck mit Bohnenpaste ) oder Okonomiyaki ( ähnlich wie Pizza, aber mit Nudeln mit Gemüse). Ich persönlich mag Daifuku sehr (Mochi mit einer Frucht drin)

noch mehr Essen

Es gibt auch Cafe, in dem man 3D Figuren bestellen kann.

Oder auch ein Sushi-restaurant mit riesiger Auswahl.

Eki Stamp
Nun zu der Frage ganz am Anfang: Was sind eki stamps?
Also in fast jeder Zugstation in Tokyo kann man am Ausgang einen speziellen Stempel finden. Er zeigt oft berühmte Sehenswürdigkeiten, alte Züge oder Essen. Die Stempel sind kostenlos und eine gute Erinnerung an Japan. Bei den JR Linien findet man sie durch Zufall! Ich habe schon 324 stamps gesammelt

Es gib Events, bei denen man eine bestimmte Anzahl von Stempeln sammeln muss und dann Geschenke bekommen. Ich habe schon 2 japanische Notizblöcke erhalten.

In den Ferien hatte ich genug Zeit, um bei einem Kintsugi- Workshop mitzumachen.

Zum Abschluss ein schönes Bild Sakura. Japan ist ein sehr vielfältiges, kulturelles Land, meine Bilder reichen nicht aus. Da musst ihr selbst kommen!