In dieser Reportage werde ich euch erzählen, wie ich mein Auslandsjahr im Lockdown gestaltet habe und wie ich die Monate davor und danach verbracht habe.

Wie ich glaube alle Eltern, hat auch meine Mutti ein Abschiedsbild am Flughafen von mir aufgenommen. Die Reise beginnt. Sie war die einzige die mich zum Flughafen begleiten durfte wegen den derzeitigen Vorschriften. Sonst war die Covid Situation zu dieser Zeit in Ordnung, Reisen waren wieder erlaubt und Geschäfte sowie Restaurants hatten noch offen.
Für mich war aber sehr ärgerlich, dass mein eigentlich geplantes Auslandsjahr nach Amerika abgesagt wurde. Erst wurde mir nur erählt, dass die Kennenlerntage in NewYork nicht stattfinden werden aber dann zwei Wochen später wurde auch die Reise in die Usa abgesagt. Ich habe bitterlich für Tage geweint, weil ich mich so sehr gefreut habe, aber dann wurde mir vorgeschlagen nach Großbritannien stattdessen zu gehen und dann habe ich mich damit angefreundet. Ich habe mich dann auch sehr auf die Reise nach GB gefreut.

Ich wurde sofort zu meiner Gastfamilie mit dem Taxi gebracht, es gab keine Kennenlerntage- alles ist ausgefallen wegen Corona. Jedoch hat mich meine Gastfamiie mit offenen Armen begrüßt und war ganz herzlich zu mir. Die ersten Tage habe ich dann auch mit ihr verbracht, die haben mir die Stadt Deal, wo ich gewohnt habe, gezeigt, mit mir meine Schuluniform gekauft und wir haben uns erstmal richtig kennengelernt. Meine Gastfamilie besteht aus einem Ehepaar mit zwei Töchtern und zwei Hunden. Die Töchter sind in meinem Alter, was sehr vom Vorteil war, auch während des Lockdowns. Mit den beiden habe ich mich von Anfang an super verstanden, jedoch war es schwierig sie aus dem Haus zu kriegen weshalb ich auch öfters etwas alleine gemacht habe, was aber gar nicht schlimm war.
Wie die Schule mit und ohne Covid ablief werde ich in dieser Reportage nur kurz ansprechen. Ich werde eine weitere Reportage darüber erstellen, da es einfach sehr viel darüber zu erzählen gibt.
In den weiteren Absätzen werde ich monatlich vorgehen, damit man einen guten Üblick über das Jahr bekommen kann. Auf dem Bild sieht man die Seafront von Deal, das Bild wurde von dem Pier also dem Steg aufgenommen.

August- September
Diese zwei Monate waren sehr Eindrucksreich, ich habe so viel entdeckt und so viele neue Leute kennengelernt. In der Schule wurden wir ganz lieb Willkommen geheißt und man hat schon mitbekommen, dass Corona auch hier herschte. Uns wurde mitgeteilt, dass wir uns nur in der sogenannten Sixth Form Area während den Pausen und Freistunden aufhalten durfen. Sogar in die Cafeteria durften wir nicht, da wir uns sonst mit den anderen Jahrgangsstufen vermischen würden. Ich habe mich für die Unterrichtsfächer Drama, Photography und Criminology entschieden. Die Fächerwahl war auf jeden Fall perfekt für mich, da mir alle Fächer super gefallen haben.
Trotzdem habe ich mich sofort mit allen Leuten super verstanden und habe schon erste Freundschaften geschlossen. Die Engländer sind sehr interesiert an dem Leben von anderen jedoch weichen sie auch oft vom Thema ab und unterhalten sich dann nur untereinander. Da muss man aber versuchen dominant zu bleiben um trotzdem am Gespäch teil haben zu können. Mit der Zeit vergeht es aber, weil ihr wisst, mit welchen Leuten ihr über was reden könnt und dann fällt es euch viel leichter eine Unterhaltung zu führen. Ich habe auch viele andere Ausstauschschüler in meiner Schule, die Mehrheit wollte auch nach Amerika aber musste dann nach England gehen. Ich bin aber sofort schon mit einer Italienerin und einer Norwegerin nach London gefahren, damit wir nochmal das Leben dort bevor ein wahrscheinlicher Lockdown kommt, erleben konnten. Mit einer Engländerin habe ich mich auch sehr gut verstanden und wir sind sofort zusammen in ein Fitnessstudio gegangen, jedoch musste ich mich dann dort abmelden, da es wegen dem Lockdown nicht mehr möglih war, in Gyms zu gehen.


Oktober- November
Jetzt hat man schon Insider mit seinen Freunden und kann sich in der Umgebung schon ohne Google Maps bewegen. Ich habe viele umliegende Städte mit meinen Freunden besucht aber auch alleine bin ich viel rum gekommen. Ich habe mir einen Bus-Pass gekauft, mit dem ich in ganz Kent Bus fahren konnte. Jedoch ist das Bussystem hier in England echt nicht gut, man sollte immer schon 10 minuten eher an der Haltestelle stehen aber man kann auch damit rechnen, dass man noch 20 minuten mehr warten muss. Bei mir ist der Bus auch einmal einfach an mir vorbei gefahren ohne anzhalten obwohl ich an einer Haltestelle stand, meine Hand ausgestreckt habe und der Busfahrer mich gesehen hat. Keine Ahnung, warum er mich nicht mitnehmen wollte... Weil das auch noch der letzte Bus war, musste ich also meinen Gastvater anrufen und er hat mich dann zum Glück abgeholt. Da ich mich aber immer auf meine Gastfamilie verlassen kann und sie mir in jeder kritischen Situation hilft, habe ich nicht all zu sehr Panik bekommen. Jetzt lachen wir darüber!
Zu Halloween war es ganz merkwürdig, wir haben zwar Kürbisse geschnitzt aber abends hat nicht ein einziges Kind an der Tür geklingelt. Meine Gastfamilie meinte auch, dass es sowas hier noch gar nicht gab. Aber die Menschen waren so ängstlich sich anzustecken, dass sie ihren Kindern nicht erlaubt haben raus zu gehen.
Mitte November wurden die Covid Fälle hier in England von Tag zu Tag schlimmer und jeder hat geahnt, dass es einen erneuten Lockdown geben wird, aber niemand wollte es wahr haben. Ich habe so sehr gehofft, dass sich durch die Imfungen vielleicht noch das Blatt wendet.. Wie auch immer, wir haben versucht, dass beste noch aus der Zeit zu machen und sind nach Städten wie Canterbury, Cambridge und auch London gefahren. Ich habe auch angefangen Tennis in einem Club zwei mal die Woche zu spielen. Ich rate wirklich euch irgendwo in einem Club euch anzumelden, man lernt da noch so viele neue Leute kennen und es macht wirklich immer so viel Spaß. Sonst habe ich noch Nachmittags einmal in der Woche Theater gehabt, da haben wir für ein Theaterstück geprobt. Aber leider aufgrund dem kommenden Lockdown konnten wir das Theaterstück nicht beenden, da uns die Zeit gefehlt hat. Trotzdem hat es immer viel Spaß gemacht und vergeudete Zeit war es auf jeden Fall nicht! Meine Tage während den Wochen waren also sozusagen von frühs bis abends immer durchgeplant.

Dezember
Der Monat in dem die Covid Fälle am höchsten waren. Sogar in unserer Schule gab es sehr viele Fälle- viele Schüler aber auch Lehrer waren betroffen. Es kam sogar dazu, dass ein Freund von mir positiv getestet wurde also mussten wir uns alle für zwei Wochen isolieren. So fing der Lockdown für mich an. Ich durfte nirgendswo hin, ich musste die ganze Zeit im Haus bleiben und durfte nur für eine Stunde für Sport aus dem Haus. Der Unterricht wurde über Videokonferenzen gehalten, was eigentlich ziemlich spaßig war. Da ich auch nicht zu Tennis durfte, habe ich dann angefangen joggen zu gehen, was mir auch echt Spaß gemacht hat. Mit den Hunden bin ich auch oft spazieren gegangen.
Als der erste Advent war, habe ich meiner Gastfamilie einen Adventskranz gebastelt und die haben sich so sehr darüber gefreut, da sie sowas noch nie gesehen haben.
Wenn man durch die Straßen gelaufen ist, hat man in den Gärten und an den Häusern sehr viel Dekoration gesehen, ähnlich wie man immer in amerikanischen Filmen sieht. Ich fand das echt immer ziemlich cool. Wir haben auch um unsere Haustür eine Schleife, wie bei einem Paket gehabt.

Als ich dann endlich aus der Isolation wieder in die Schule gehen durfte, wurde drei Tage später von Boris ein Announcment gehalten, dass ab sofort ein national Lockdown bis zum 17. Januar gilt. Ich war so traurig und habe auch geweint. Mir wurde angboten zurück nach Deutschland zu gehen aber ich habe mich dafür entschieden mein Auslandsjahr durchzuziehen um mir selbst beweisen zu können, dass ich es durch eine Krise schaffe. Einige Austauschschüler haben sich aber entschieden wieder in ihr Heimatort zu gehen, einige sind sogar dann für ihr restliches Jahr in ihrem Land geblieben. Für mich kam es aber nicht in Frage.
Also haben wir Weihanchten, Neujahr und auch mein Geburtstag im Lockdown verbracht. Da war sehr ärgerlich..
Weihanchten war aber trotzdem eine sehr schöne neue Erfahrung, es war komplett anders als in Deutschland. Hier haben wir am 25. Dezember erst richtig gefeiert, wir haben frühs Socken vor unserer Tür gefunden, zum Mittag haben wir Truthahn gegessen und danach erst unsere Geschenke bekommen. Auch die Ansprache der Queen haben wir uns angehört. Den Tag davor habe ich das typische deutsche Essen für meine Familie gekocht, Kartoffelsalat mit Würstchen. Ich habe auch mit meiner Familie zuhause telefoniert, das war das erste Mal als ich richtig Heimweh gefühlt habe. Trotzdem haben wir eine richtig schöne Zeit gehabt.

Zu Neujahr waren gar nicht viele Raketen zu hören, aber das lieg auch daran, da es hier in England nicht so üblich ist wie in Deutschland. Wegen dem in Kraft tretenden Brexit, hat man auch vorallem auf den Autobahnseiten ganz viele LKWs gesehen, die in England festsaßen, da hier die Fähre von Dover nach Calais ist.
Januar- Februar- März
Dann war es soweit, mein 17. Geburtstag leider im Lockdown, aber es war halb so schlimm, da ich so den Tag mit meiner Gastfamilie verbringen konnte. Trotz Lockdown und kalten Temperaturen sind wir ans Meer gefahren und haben uns eine heiße Schokolade geholt. Dann am Nachmittag habe ich mit meinen Eltern telefoniert und einen Kuchn von meiner Gastschwester bekommen. Ganz viele Leute haben mir gratuliert, darüber habe ich mich echt gefreut.
Es gab ein neues Announcment von Boris Johnson, dass der Lockdown noch bis zum 8. März anhalten soll. Ich war echt überwältigt, ich hatte echt nicht damit gerechnet, dass es noch so lange gehen wird. Aber ich habe es akzeptiert und trotzdem versucht, dass beste aus jeden Tag zu machen.
Ich habe echt vieles unterschiedliches gemacht: gebacken, joggen gewesen, Wii gespielt, Online-Unterricht gehabt, gekocht, spazieren gewesen und noch einiges mehr. Ich habe sogat mit meiner Gastschwester freiwilig bei den Impfungen geholfen, wir haben sozusagen geholfen die Welt zu retten hehe
Meine Gastfamilie hat über den Lockdown wirklich versucht nur im drinsten Fall Notfall aus der Haustür zu gehen aber ich wollte trotzdem immer etwas unternehemen, also habe ich mich selbst oft auf mein Fahrrd gesetzt und bin losgefahren, nur für eine Stunde, da das die erlaube Zeit war, die man druaßen sein durfte.


Da meine Gastfamilie auch bei einer Kirche angemeldet ist aber die sich nicht treffen durften, haben wir jeden Freitag abend eine Quiz-Night gehabt, wo immer jemand anderes ein Quiz vorbereitet hat. Das war immer sehr viel Spaß.

Der Online Unterricht war auch immer relativ unterhaltsam. In Photography durften wir uns selbst ein Projekt aussuchen, ich habe mich dazu entschieden leere Straßen zu fotografieren. Dies ist eins meiner gelungensten Fotos:

Ich hatte aber natürlich auch Tage, an denen es mir nicht gut ging, weil ich einfach mit allen überfordert war. Ich wollte immer was unternehmem oder raus aus dem Haus aber das war nicht erlaubt. Jetzt im nachhinein haben mich diese Tage aber nur stärker gemacht.
Als dann im März endlich wieder die Schule startete habe ich mich so gefreut, alle wiederzusehen. Jedoch war bis April trotzdem noch alles geschlossen. Wir durften nur in die Schule gehen und danach mussten wir sofort wieder nach Hause.

April- May- June
Alles macht wieder auf und kehrt zur Normalität zurück. Endlich! Alle Geschäfte sind wieder offen und es ist erlaubt sich wieder in Gruppen zu treffen, Pubs waren nur für draußen geöffnet und Musen waren immernoch geschlossen. Es war aber schonmal so eine Befreihung. Ab Ende Mai wurde nun alles wieder geöffnet und uns wurde wieder erlaubt zu reisen. Ich war so froh endlich wieder was unternehmen zu dürfen. Deswegen hatte ich auch einen Druck aus dem Haus zu gehen aber an manchen Tagen war nichts geplant und dann hatte ich ein unruhiges gefühl. Da bin ich dann aber ans Meer gelaufen und dann war das Gefühl auch schon wieder verschwunden.
Ich bin dann aber auch sofort nach London, da ich diese Stadt und deren Menschen liebe. Wir haben auch ganz viel Chips and Fish hier noch gegessen, weil es in Deal einfach das beste auf der ganzen Welt gibt. Da haben wir uns oft ans Meer gesetzt und dem Meeresrauschen zugehört :P

Nach Brightonsind wir auch mit der Organisation gefahren, die Stadt ist so ähnlich wie London nur am Meer.Mit ganz vielen Freunden habe ich mich auch noch getroffen, da doch auch schon der Abschied naht. Die Zeit verging einfach viel zu schnell! Da die Tage während des Lockdowns alle sehr ähnlich waren, da kommen mir die Monate eher wie einige Wochen vor.

Als kleine Veränderung habe ich mir auch blonde Strähenen in die Haare machen lassen, was mir echt super gefällt.
Die allerletzte Woche ist dann auch angerückt, jeder Tag war bis zu jeder Sekunde ausgeplant, da man noch so viel wie möglich erleben wollte. Ich habe Abschiedsfeiern mit meinen beiden Tenniskursen veranstaltet, war mit meiner Gastfamilie bowlen, war mit Freunden in einem Resturant, habe nochmal die Lieblingsorte besucht und musste angefangen zu packen..

Als es dann schon Freitag war, wurde mir erst bewusst, dass ich wirklich morgen schon im Flieger nach Deutschland sitze.. Dieser Gedanke hat mich immer wieder traurig gemacht aber dann hab ich an all meine Errungenschaften gedacht und wurde wieder happy.
Freitag war aber auch der letzte Tag in der Schule, wir sind also zu all unseren Lehrern gegangen haben uns verabschiedet und unser Schuluniform-Hemd unterschreieben lassen. Auch alle meine Freunde haben darauf unterschrieben, als Erinnerung. Das ist typisch in England! Nachdem wir also all unseren Lehrern "Bye, nice to meet you!" sagten, waren auch unsere Freunde an der Reihe. Es sind auch Tränen geflossen aber wir haben gesagt "Bye, see you soon!", da wir uns auf jeden Fall alle wiedersehen werden!

Wie auch immer, das Auslandsjahr hat mich in vielen Hinsichten stärker gemacht und ich habe soviel Neues über mich gelernt trotz der Pandemie. Meine Gastfamilie bleibt auch für immer ein Teil meines Herzes und meine Freunde werde ich nie vergessen, genauso wie die ganzen Erlebnisse.
Ich hoffe, dass ich dir ein guten Einblick in mein Auslandsjahr geben konnte und du dir meine Zeit jetzt besser vorstellen kannst! Wenn du noch irgendwelche Fragen hast, dann schreib mich einfach gerne an!
Lea xxx