Schulbeginn in Argentinien

Reportage von
Gast

Ueber den ersten Schultag in Argentinien, streikende Lehrer und eine Fahne, die jeden langweilt.

¡Buenos Días Alemania!

Die Tage verstreichen, die Schule hat angefangen. Maciej steckt nun voll in seinem argentinischem Leben drin.

Am ersten Schultag (letzten Freitag) haben wir uns am morgen mit den Klassenkameraden meine Gastschwester getroffen und haben zusammen gefruehstueckt und uns auf den spaeteren Spass vorbereitet. :D

Hier in Rosario wird in den letzten Jahren auch der letzte erste Schultag gefeiert. Die "Studienreise" geht nach Bariloche Mitte des Jahres und ist sehr teuer. Umgerechnet 1 000€ fuer eine Woche Skifahren in Argentinien. Von daher muessen die Schueler hier kreativ sein und machen alles um an Geld zu kommen.

So sind wir spaeter durch die Stadt gezogen(ich auch, obwohl ich im cuarto ano(vorletzten Jahr) bin) und haben Fotos gemacht, die Leute verwirrt und mehr :D

Spaeter lernte ich dann meine Schulklasse kenne. Insgesamt sind wir 13 Leute.

Die Klasse ist echt klein, aber unsere Schule ist als kuenstlerische Schule eine Ausnahme, denn normalerweise sind die Klassen hier ziemlich gross.

Ab der naechsten Woche beginnt dann das Schulleben vollstaendig, wenn die trayectos beginnen. Das heisst wir haben entweder Kunst, folklorische Taenze, Tango, klassische Taenze oder Musik bevor die Schule beginnt.



Die ersten Schultage musste ich immer wieder meinen Namen an die Tafel schreiben, weil sich keiner vorstellen konnte, wie man meinen Namen schreibt(Das Problem habe ich in Deutschland aber auch.) An dieser Stelle wollte ich einen Beso an meine Mama schicken, die sich den ausgesucht hat. :D



Allgemein lernt man hier in Argentinien in der Schule nicht so viel dazu. Der Unterricht laeuft so ab, dass der Lehrer sagt, das und das muessen wir machen, aber im Endeffekt ist der Unterricht ziemlich schwammig. Ein anderer Unterschied zu Deutschland ist die Lehrer-Schueler-Beziehung, die sehr freundschaftlich ist. Gegruesst wird mit einem beso(nicht immer) und die Gespraeche sind auch eher auf freundschaftlicher Basis. Ausserdem, was fuer mich neu ist, wird hier sehr viel diktiert un die Schueler sollen es mitschreiben. Kopien und Schulbuecher muessen die Schueler zahlen.

Genauso wie die Schuluniform(Ein T-Shirt), das aber so gut wie keiner traegt.

Hier in Argentinien ist alles ein bisschen chaotischer als in Deutschland, dem Land der Regeln und Gesetze. Bei manchen Sachen finde ich das besser, aber bei manchen ziemlich laestig.

Die Leute sind viel spontaner(viel mehr als die naechsten fuenf Stunden werden nie geplant), was ich gut finde. Ausserdem sind sie lockerer und nehmen Missgeschicke besser auf, als manch ein Deutscher das tut.

Bei dem Punkt der Strassen jedoch ist das ziemlich nervig und vor allem gefaehrlich. Auf den rosariner Strassen gibts zwar Gesetze und Polizei, die auf die Einhaltung dieser achten sollte, doch eigentlich gilt hier nur das Gesetz des Staerkeren. Die Strasse zu ueberqueren ist immer mit Verwirrung verknuepft, weil ein Autofahrer will einen durchlassen und der andere drueckt nochmal aufs Gas, wenn er einen sieht. Das mag vielleicht auch an der mangelnd ausgebauten Infrastruktur der Stadt liegen, was oeffentliche Verkehrsmittel betrifft. Es gibt nur Busse und Taxis. Fuer eine Millionenmetropole ziemlich wenig.

Wenn die Lehrer hoeren, das wir in Hamburg drei U-Bahn Linien(bald 4), sehr viele Busse, Faehren und mehr haben, wuenschen sich schon manche weg.

Wobei wir beim naechsten Punkt waeren. Die Lehrer.

Heute habe ich keine Schule, weil sie streiken. Das zweite oder dritte Mal in zwei Wochen. In Deutschland waere eine solche Situation unvorstellbar, wo sie doch fast alle Beamte sind. Doch hier ganz normal. Die Bezahlung der Lehrer ist aber auch ziemlich klein hier und von daher verstaendlich. Hier in diesem verrueckten, doch liebenswertem Land ist wirklich fast alles moeglich.



Ein anderer Unterschied zu Deutschland ist der gross angeprangerte Patriotismus. Bei uns in Deutschland waere eine solche Situation undenkbar, wo wir uns gleich alle als Nazis fuehlen wuerden. Eigentlich schade wie ich finde. Hier sagt zwar jeder, dass Argentinien so schlecht sei, doch in Wahrheit lieben sie alle diese Land, es ist immerhin das ihre.

So musste ich auch die Tradition kennenlernen, was Flaggen in der Schule angeht:

Waehrend des Schultages haengt eine Flagge im Patio. Dann, wenn der Unterricht vorbei ist, muessen alle Schueler in den Patio(notfalls werden sie gezwungen) und ein oder zwei Schueler haben die Ehre die Flagge vor allen anderen runterzuholen.

Da sind die meisten Schueler dagegen, und die Lehrer muessen sie wirklich zwingen nun endlich still zu stehen und zuzuschauen. Gestern waren zwei etwas juengere Maedchen dran und sie konnten die Fahne nicht runterholen. Es dauerte Stunden, jeder fleusterte dem anderem was zu. Alle langweilten sich und begannen Spaesse zu machen. Die Lehrer reagierten natuerlich erbost darauf, man macht keine Spaesse ueber die Fahne.

Ich habe mich gefragt: Wieso eigentlich das ganze? Eine Mitschuelerin erzaehlte mir, dass sie es zu Beginn auch nicht verstanden habe. Sie kam vor einem Jahr aus Brasilien hier her um mit ihren Eltern hier zu leben. Das Runterholen der Fahne hatte einen symbolischen Wert, der sich mit zwei Woertern uebersetzen laesst: Wir gehen! :D



So wie die Fahne gehe ich jetzt auch.

Besos y hasta pronto.

Maciej

PS: Auf der GLS Website findest du weitere Erfahrungsberichte von Austauschschülern in Argentinien

 

Gast

haaallo :)

ich bin seit ca. 2 wochen in cordoba und mir gehts prima. Mir gefallen das Land und die Leute! Was ich allerdings krass finde, dass jeder mich irgendwie fragt 'te gusta Hitler?' oder der eine Vater von einer aus meiner Klasse fragt mich erstmal, 'Lernt ihr denn auch die deutsche Geschichte in der Schule?' und ich nur so 'Ja klar.' 'Und denkt ihr gut ueber Hitler?' Das ist echt krasss hier.
Bei dir auch so?

Liebe Gruesse aus Cordoba,
Luise

Gast

Hey,
ich geh zwar erst noch nach Argentinien, aber eine Argentinierin hat mir auch erzählt das man dort denken würde, dass die Deutschen Hitler gut fänden. Sie meint das würde jedem Deutschen am Anfang so gehen.

Grüße
Felix

Gast

"Experience is the name everyone gives to their mistakes." Oscar Wilde

nein ich hatte das hier nie. die fragen ab und zu so was beigebracht wird aber generell reden die nicht schlecht über Deutsche. die sagen nur dass wir als kalt bekannt seien.