Austauschjahr in Norwegen: Leben auf Norwegisch

Reportage von
Gast

Jetzt möchte ich hier auch einmal erzählen, was ich so alles in meinem wunderbaren Austauschjahr in Norwegen erlebe.

Jetzt möchte ich hier auch einmal erzählen, was ich so alles in meinem wunderbaren Austauschjahr in Norwegen erlebe.

Ich bin in einer unglaublich tollen Gastfamilie gelandet, die mir schon wie eine zweite Familie vorkommt. Durch sie habe ich schon viel von Norwegen gesehen, wie Oslo (die Hauptstadt, dort habe ich das Schloss, den Vigelandpark und noch einige andere interessante Dinge besucht, sowohl mit meinen Gasteltern als auch mit anderen Austauschschülern, die dieses Jahr hier in Norwegen sind), Stavanger (eine sehr nette Stadt an Norwegens Westküste, deswegen leider auch sehr viel Regenwetter, dort war ich mit Verwandten meiner Gastfamilie am Strand und in dem größten Shoppingcenter Norwegens), Bergen (eine weitere nette Stadt an Norwegens Westküste allerdings ein wenig nördlicher als Stavanger, dort war ich mit meiner TenSing-Gruppe) und natürlich Kristiansand (die südlichste Stadt Norwegens, dort bin ich mit dem Flugzeug angekommen, sie ist nur 50 min Fahrt von Grimstad entfernt, wo ich wohne).

Grimstad selbst ist eine kleine Stadt (ca.20000 Einwohner) und ist bekannt für die meisten Sonnenstunden im Jahr und natürlich für den berühmten Dichter Knut Ibsen.

Ich gehe hier auf die weiterführende Schule, also 11.-13. Klasse. Fachmäßig habe ich ganz normale Fächer, wie in Deutschland auch, nur weniger. Das erklärt sich daraus, dass man hier weniger Fächer, aber dafür dann länger hat. Meine Fächer sind Mathe, Englisch, Norwegisch, Sport, Naturfag (Naturwissenschaften), Samfunnsfag (Sozialkunde), Spanisch und Erdkunde.

In der Schule ist ziemlich viel digital, das heißt, dass jede/r Schüler/in seinen eigenen Laptop hat (entweder von der Schule geliehen oder den eigenen) und dass Hausaufgaben meist auf einer speziellen Internetseite der Schule abgegeben werden. Auch in manchen Arbeiten sind Computer zugelassen, dann allerdings ohne Internetverbindung. Am Ende jedes Halbjahres werden in Norwegisch, Englisch und Mathe sogenannte Tentamen geschrieben, das sind 6-Stunden-Arbeiten und am Ende des Schuljahres wird es dann auch mündliche Prüfungen geben.

Alles in allem finde ich die Schule hier einfacher als in Deutschland, da ich hier vieles lerne, was ich in Deutschland schon gehabt habe. Trotzdem ist der Unterricht ziemlich interessant und dadurch dass fast alles Wiederholung ist, konnte ich mich voll und ganz auf die Sprache konzentrieren. Die Folge ist, dass ich außerhalb meiner Gastfamilie nur noch Norwegisch spreche, was manchmal für den Gegenüber sehr lustig ist, da ich mir gerne unmögliche Sätze zusammenreime.

Zuhause spreche ich nur Englisch, da mein Gastvater Australier ist und wir auf die Idee gekommen sind, dass ich ja beide Sprachen verbessern könnte, ich habe ja 10 Monate Zeit. Hat auch ziemlich gut geklappt, denn obwohl ich ja von zu Hause gar keine Übung bekomme, darf ich mal behaupten, dass ich auch in Norwegisch nicht so schlecht bin ;) ! In meiner Freizeit gehe ich zu TenSing, das ist eine Art Gospelchor mit moderner Musik und (worüber ich besonders am Anfang ganz froh war) englischen Texten.

Es macht mir riesig Spaß und ich habe dadurch viele neue Leute kennen gelernt. Außerdem gehe ich noch jeden Sonntag mit meiner Gastfamilie schwimmen. Das ist meiner Meinung nach auch genug feste Freizeitaktivität, da ich mich regelmäßig mit meinen Freunden für (lange) DVD-Abende treffe oder wir einfach nur mal so einen Kakao zusammen trinken und über Gott und die Welt reden. Mein erstes Weihnachten hier in Norwegen und so ganz ohne die (richtige) Familie habe ich auch gut verlebt.

Wir sind am Vorweihnachtstag (lille juleaften auf Norwegisch) zu unserer Berghütte in Telemark hochgefahren. Dort haben wir dann einen Weihnachtsbaum aus dem Wald geholt und geschmückt. Nach dem Abendbrot gab es dann das erste Geschenk, wie es hier in Norwegen üblich ist. An Heiligabend (juleaften) haben wir den ganzen Tag einfach nur die Seele baumeln lassen mit einem ausgedehnten Schneespaziergang (Lexi, Jakob [zwei meiner Gastgeschwister] und ich). Dann gab es ein festliches Abendbrot (um drei Uhr nachmittags!!) mit anschließender Bescherung (was ganze 4 Stunden in Anspruch genommen hat, jeder muss sein Geschenk erst auspacken und dann wird ausprobiert, bevor es das nächste gibt). Donnerstag, dem ersten Weihnachtsfeiertag (første juledag) sind wir Ski gefahren. Es war wunderschön nach zwei Jahren mal wieder auf Skier stehen zu können. Danach sind wir in ein Hotel gefahren, wo wir einen heißen Kakao zum aufwärmen getrunken haben (waren ja immerhin -24° draußen) und dann mit einer Pferdekutsche durch die Umgebung. Der Abschluss des Abends war ein Bad im hoteleigenen Schwimmbad und dann ein Weihnachtsabendbrot (julebord). Dort gab es ein riesen Buffet und man hatte zwei Stunden Zeit, in denen man alles essen konnte, was man nur geschafft hat. Wir waren danach alle Kugeln und auch ziemlich schnell im Bett verschwunden, als wir wieder in der Hütte angekommen sind.

Den Rest meiner Ferien habe ich mit lesen und anderen entspannenden Dingen verbracht. Genauso wie den Silvesterabend. Dort habe ich zusammen mit einem meiner Freunde gefeiert, mit DVDs und viel Gequatsche. Das Feuerwerk war auch total klasse, auch wenn wir keine hatten, wir haben einfach bei den Nachbarn zugeschaut ;). Raketen sind ja aus Sicherheitsgründen seit diesem Jahr für Privatleute in Norwegen verboten, aber in der Stadt gab es ein riesen Feuerwerk, was man auch von uns aus sehen konnte.



Jetzt im neuen Jahr war ich nochmal ein ganzes Wochenende auf der Hütte zum Skifahren mit mehr als 1,5 m Schnee, mehr als ich je zuvor gesehen habe. Ich hatte auch noch ein paar DVD-Abende, die immer länger werden. Meine Gasteltern sind schon so weit, dass sie meist nicht mehr fragen, wann ich nach Hause komme, sondern nur, ob es denn vor dem Frühstück wäre ;), was auch immer so ist!

Wie man also sieht, gefällt es mir hier supergut und ich freue mich, auf alle noch folgenden Stunden, Tage, Wochen und Monate....

Jenny