7 Jahre nach meinem Schüleraustausch - Hats denn was gebracht?

Reportage von
Gast

Wie ich mich 2009 aufmachte um die Welt zu entdecken, wie es mir nach meinem Austausch zu Hause erging und vor allem, welche Auswirkungen mein Neuseeland-Austausch 2009/2010 6 Jahre später noch auf mich hat.
All in All: Was macht ein Austausch mit dir und deiner Sicht auf die Welt?

Neuseeland ist ja nicht sehr überraschend, eins der schönsten Länder der Welt, außerdem

ist es so weit weg von Deutschland wie es nur möglich ist... genau das hat mich als 16-jährige ziemlich gereizt, weg von den Eltern, ans andere Ende der Welt, ich mach jetzt mein eigenes Ding.

Und so bin ich im Juli 2009 los um 1 Jahr in Neuseeland zur Schule zu gehen. 



7 Jahre nach meinem einjährigen Austausch am Western Springs College in Auckland/Neuseeland sitze ich nun wieder bei GLS, dieses Mal als Vollzeitstudent von

British & American Studies und Politikwissenschaften der hier mal versucht mit Hilfe eines Praktikums einen Einblick ins spätere Berufsleben zu bekommen. Täglich sehe, berate und interviewe ich auch baldige Austauschschüler auf ihrem Weg ins große Abendteuer

"High School-Austausch" und frage mich manchmal "War ich auch so?", "Hatte ich überhaupt eine Ahnung was da alles auf mich zukommt?" und  vor allem

"War es das denn alles wert und würde ich das nochmal machen?"



Was in den letzten 7 Jahren passiert ist und wie ich damals und heute gedacht habe will ich jetzt ein bisschen erzählen.



Neuseeland 2009                                                          Norwegen 2016


Zugegebenermaßen, die letzten 6 Jahre habe ich nicht wirklich viel darüber nachgedacht inwiefern ich mich verändert habe oder ob ich Dinge anders wahrnehme als vor oder während meiner Neuseeland-Zeit. Erwartungen oder aber auch Probleme die momentane Austauschschüler gerade haben lassen mich aber überlegen wie das alles bei mir war und wie ich solche Situationen oder Erfahrungen heute sehen würde.





Natürlich ist seit Neuseeland so einiges passiert,  man macht das Abitur, zieht von zu Hause weg, beginnt sein Studium und geht schon wieder ins ERASMUS und macht wieder die Erfahrung Austausch. Weil ich schlichtweg nicht mehr sagen kann wie ich 2009, 2010 oder 2013 gedacht und gehandelt habe, versuche ich allgemein zu beschreiben was ein Austausch mit einem macht.



Zu aller erst einmal, KULTURSCHOCK! Sowohl als ich nach Neuseeland kam als auch als ich wieder nach Deutschland kam.

Das Gleiche ist letztes Jahr bzw. vor 1 Monat passiert als ich nach Norwegen gekommen bin und nach 1 Jahr ERASMUS wieder zu Hause ankam. Der Unterschied heute zu 2009 und 2010: ja, man ist geschockt, aber nein, das ganze nimmt einen nicht mehr so mit.

Warum? Man ist daran gewöhnt das andere Kulturen andere Gepflogenheiten haben.

Heute bedeuten fremde Kulturen aber nicht mehr Unsicherheit und Unwohlsein.

Neuseeland und Norwegen haben mir so vieles beigebracht. Während diesen 2 Jahren konnte ich bisher unbekannte Kulturen  kennenlernen. Neugierig war ich davor schon, Neuseeland hat mir aber geholfen diese „Neue“ in mich aufzunehmen und es ein Teil von mir werden zu lassen. Ein Teil von mir ist in Neuseeland geblieben sowie ein Teil von mir in Norwegen geblieben ist, was aber viel besser ist: Ein Teil von Neuseeland und von Norwegen habe ich auch wieder mit nach Hause genommen.






In Neuseeland hat mein Gastvater immer gesagt: “You can take the girl out of New Zealand, but you can’t take New Zealand out of the girl!”

Heute weiß ich was er damit gemeint hat. Ich habe so einige typische Charakteristika von Neuseeland aufgenommen und diese mit meinem “Deutschen” einfach vermischt.

Das gleiche habe ich dann wieder in Norwegen gemacht und heute trage ich drei so unglaublich verschiedene Kulturen in mir die es mir ermöglichen verschiedene Kulturen ganz anders wahrzunehmen und viel besser mit Menschen verschiedener Kulturen zu arbeiten und zu leben.

Konflikt- oder Stresssituationen zum Beispiel, gehe ich jetzt komplett anders an. Früher wurde ich da relativ schnell nervös wenn man von „meinem“ Plan abgewichen ist oder etwas Unvorhersehbares passiert ist. Nach einem Jahr Neuseeland und einem Jahr Norwegen lautet meine Devise heute: „Erstmal ruhig bleiben und das Gesamtbild betrachten und vor allem, wieso nicht mal was Neues ausprobieren“. Schließlich kann man nicht wissen wie es ausgeht wenn man es nicht ausprobiert hat.

Neuseelands und Norwegens „way of life“ haben mir gezeigt das nicht alles immer nur in einer geraden Linie verläuft, manchmal sind da noch Kurven dabei und manchmal Zickzack. Manchmal zickzack zu laufen kann gar nicht so falsch sein (hätte das mal Rickon Stark in GoT gewusst).

Was 2009 der blanke Horror war, nämlich einfach auf Kiwis zuzugehen und sie mal anzuquatschen, egal ob man jetzt was gemeinsam hatte oder nicht, hat mir sehr geholfen als ich letztes Jahr nach Norwegen kam und wieder das gleiche machen musste. Auch fürs Studium oder später im Berufsleben ist es einfach unglaublich wichtig sicher auftreten zu können und auf andere Menschen zuzugehen. Wenn man das aber macht und schafft hat man die Chance von der Kultur des Gastlandes zu profitieren und blöd gesagt, über sich selbst hinaus wachsen zu können.





Die Kultur deines Gastlandes kennenzulernen bedeutet gleichzeitig auch die Welt kennenzulernen. Es bringt dir selbst was und es hilft dir mit Menschen anderer Kulturen besser arbeiten und leichter umgehen zu können. Und außerdem, ist es nicht einfach unglaublich cool und schön verschiedene Kulturen zu kennen und das Gefühl zu haben immer wieder in ein Land zurückgehen zu wollen weil man ein neues zu Hause gefunden hat? Es hat mir unglaublich viel gebracht und mich sehr viel kompetenter gemacht im Umgang mit Kulturen und Mitmenschen. In Neuseeland und Norwegen habe ich zwei Sprachen fließend sprechen gelernt und meine Neugier für neue Sprachen entdeckt. Durch die Kenntnisse der Sprachen und der Kultur wiederum bieten sich wieder ganz neue Jobmöglichkeiten fürs spätere Leben.



Jetzt also die Frage: Lohnt sich ein Schüleraustausch und würde ich das alles nochmal machen?

 – JA JA JA JA!!!!!! Du lernst eine oder vielleicht sogar zwei Sprachen perfekt zu sprechen. Du triffst neue Freunde und machst Erfahrungen die du unter Umständen niemals hättest machen können wenn du hier geblieben wärst (An Weihnachten segeln zu gehen und am Strand zu grillen ist halt schon was Schönes und von den Nordlichtern wollen wir jetzt gar nicht erst anfangen J).

Und überhaupt, wenn du mit 14,15 oder 16 einfach mal weggehen kannst und das alltägliche Chaos in einem fremden Land meistern kannst, dann kannst du eigentlich fast alles meistern.

Ein Austausch macht dich unabhängiger, selbstständiger, reifer und verantwortungsbewusster und zu guter Letzt, wer hätte denn nicht gerne Freunde und Schlafplätze die überall auf dem Globus verteilt sind. Ein Schüleraustausch bietet dir die Gelegenheit dich mit der ganzen Welt zu vernetzen und zu verknüpfen und egal wie dein Austausch so verläuft, man hat immer was gelernt und neue Erfahrungen gemacht die dir im weiteren Leben immer nützlich sein können.



Also geh raus in die Welt, schau sie dir an und lerne sie kennen!

Lerne, dass man eine Heimat hat aber auch drei zu Hause haben kann.

Lass ein Teil von dir in einem anderen Land und bring einen neuen Teil von dir mit nach Hause. 

Und vor allem, Länder, Menschen und Kulturen kennen zu lernen bedeutet auch dich selber kennen zu lernen!



Eins muss dir allerdings bewusst sein, hat dich die Wanderlust einmal gepackt, dann lässt sie dich nicht so schnell wieder los! ;-)