Jiao Tong High School in Shanghai

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Ende Januar 2016 habe ich die GLS Partnerschule Jiao Tong High School in Shanghai besucht.

Ende Januar 2016 habe ich die GLS Partnerschule Jiao Tong High School in Shanghai besucht. Nur einige Tage später am 8.2.16 begann das Jahr des Affen 2016. Wirklich, die Zeit vor dem chinesischen Neujahr ist sehr mit dem deutschen Vorweihnachts-Kaufrausch vergleichbar. Die Läden überschlugen sich mit Sales. Ich war zuletzt vor 5 Jahren in China. Seit dem, so mein Eindruck, hat der Wohlstand spürbar zugenommen. Die Mehrheit der Menschen in den Städten trägt Markenklamotten. Überall findet man riesige Shoppingmalls. Werbung in jeglicher Form ist überwältigend präsent. In Shanghai gibt z.B. die sogenannte Super Brand Mall, mit 13 Etagen direkt am Bund, die meine Vorstellungen von einer großen Mall nachhaltig verändert hat. Die neue "Mall of Berlin" am Leipziger Platz ist dagegen niedlich.

Da ich aus dem winterkalten Berlin aufgebrochen war, hatte ich zum Glück meine dickste Daunen-Winterjacke dabei. Trotzdem habe ich noch nie so gefroren wie in den Tagen im sonnigen aber eisigen Shanghai.  Es gibt dort keine Heizungen, weil Shanghai zu Südchina gehört. China teilt sich grob ausgedrückt durch den Fluß Jangtse in ein China mit Heizungen nördlich des Jangtse und in ein China ohne Heizungen südlich des Jangtse.

Auch die Mofafahrer nutzen eine lustige Variante, um sich zu wärmen. Sie hängen warme Decken inklusive "Grifftaschen" an den Lenker, die sowohl Beine als auch die Hände schützen.

GLS kooperiert seit einigen Jahren mit der Jiao Tong High School, und ein Repräsentant der Schule, Herr Xian, führte mich über den Campus.

An meinem Besuchstag fanden gerade Prüfungen statt und wir konnten leider keine Klasse bei der Prüfung stören. Deshalb hier nur ein Eindruck von einem leeren Klassenraum, in dem die Internationals ihren Sprachunterricht haben.

Dafür erlebte ich die Schule bei strahlendem Sonnenschein. Der Campus ist überschaubar und ordnet sich wie bei vielen Schulen um einen großen Sportplatz herum an. Der Campus wirkt freundlich und aufgeräumt, was in China keineswegs immer der Fall ist.

Eine zentrale Skulptur auf dem Gelände versinnbildlicht die Ausbildung an der Schule  als Fundament für den späteren Erfolg im Leben der Schüler.

Die Jiao Tong High School gehört zu den Eliteschulen in Shanghai und genießt einen ausgezeichneten Ruf. Unsere gegenwärtige Teilnehmerin an der Schule, Antonia ist Halbchinesin, die mit super Vorkenntnissen in das GLS Austausch-Programm gestartet ist, da sie mit ihrer Mutter von klein auf chinesisch spricht.

Dadurch wurde Antonia anstatt in die Sprachlernklasse direkt in die internationale Klasse der Jiao Tong High School eingestuft.

In diesen Klassen bereiten sich internationale Schüler (oft Kinder von Firmenangestellten aus Japan und Korea), die für mehrere Jahre in Shanghai  leben,  auf das chinesische Abitur, Gaokao (das härteste Abitur der Welt) vor. Sie erzählte mir das Arbeitspensum immens ist und alle Schüler bis 23 Uhr lernen, bis  im Intenat das Licht ausgeschaltet wird. An der Jiao Tong High School gibt es auch einen IB-Zweig  (internationales Baccelaureat), in dem chinesische Schüler nach drei Jahren  in englischer Sprache das IB ablegen.

Antonia besucht also den regulären Schulunterricht in chinesischer Sprache und schreibt auch die Prüfungen zum Halbjahr und Schuljahresende mit.

Wie das Ende Januar für sie war, dazu schrieb sie mir Folgendes:

„Die Prüfungen waren ganz in Ordnung, nur sehr, sehr anstrengend, da innerhalb von zwei Tagen sieben Fächer (Chinesisch (erster Teil Lesen ganz okay, zweiter Teil Aufsatz schreiben cool), Geschichte (erster Teil Auswahlfragen geschenkte Punkte, zweiter Teil Materialfragen schon anspruchsvoller), Mathematik (erster Teil Auswahlfragen einfach, zweiter Teil Lücken ausfüllen schon schwieriger, dritter Teil (Funktionen rechnen) dachte ich sei einfach, als ich jedoch das Ganze schon abgegeben hatte und in den Klassenraum zurückgekehrt war, fiel mir auf, dass ich wahrscheinlich die falschen Wege gewählt habe, sonst wäre es nicht so einfach gewesen), Englisch (sehr einfach), Physik (bei dem wir noch nicht einmal genau wussten, was denn abgefragt wurde), Chemie (ich hatte schlicht keine Zeit, mir irgendwelche Formeln zu merken, deswegen konnte ich zwei Aufgaben nicht beantworten) und Biologie (ging eigentlich total)) abgefragt wurden und der Wahnsinn abends in der Selbstlernphase war unbeschreiblich („Kannst du das?“ -„Jaaaa“ -„Neiiin, du bekommst garantiert volle Punktzahl und ich fall durch!!!“). Aber jetzt ist es ja fürs erste schon mal durchgestanden.“

Antonia war aber eine Ausnahme. Regulär besuchen die deutschen Austauschschüler zusammen mit anderen Ausländern Sprachklassen, in denen sie Mandarin lernen. Jedoch dürfen sie, sofern sie das wünschen, nach den ersten drei Monaten für einen Monat im regulären Fachunterricht der chinesischen Schüler hospitieren.

Wie oft in den Teilen Chinas, in denen es im Sommer sehr heiß wird, sind die Unterrichtsgebäude so gebaut, dass die Türen und Gänge zu einem überdachten aber sonst offenen Innenhof führen. Dadurch können die Türen der Klassenräume offen bleiben und die Luft kann zirkulieren.

Die Wohnheime befinden sich in mehreren Gebäuden. Die internationalen Schüler teilen sich zu dritt ein Vierpersonenzimmer, während die Chinesen oft zu sechs Personen untergebracht sind. Antonia wohnt mit nur zwei Mädchen zusammen, einer Japanerin und einer Italienerin, mit denen sie sich sehr gut versteht. Durch die Ordnungsliebe der Japanerin hat das Zimmer zum Ende des Semsters den Preis für das sauberste Zimmer des Mädchenwohnheims bekommen. Da das Zimmer am Ende des Gang liegt, ist es ein wenig größer als die anderen Zimmer – und deshalb als Treffpunkt vieler Mädchen sehr beliebt.

Die Zimmer sind so eingerichtet, dass sich jweils 4 Hochbetten mit einem Arbeitsplatz darunter gegenüberstehen. In der Mitte bleibt lediglich ein schmaler Gang frei. Immerhin gibt es einen kleinen Balkon und pro Zimmer ein eigenes Bad mit Dusche.

Eine "Etagenmutter", sorgt nicht nur für Ruhe und Ordnung, sondern hilft auch bei allen möglichen Fragen der Schüler hilft. Jeder Internatsschüler erhält bei Ankunft einmal Bettwäsche und 2 Handtücher, die wöchentlich gewaschen werden.

Das Außengelände zwischen den Wohnheimgebäuden sind ansprechend gestaltet.

Die Flure sehen dagegen etwas trostlos aus.....

Ich habe Antonia am Sonntagnachmittag zum Bummeln getroffen. Wir waren auf ihren Vorschlag im Stadtviertel 田子坊 Tian Zi Fang, das innerhalb der „French Consession“ liegt. Das ist ein Labyrinth von entzückenden historischen kleinen Einkaufsgassen und Höfen südlich des Bunds. Von der Schule wäre er zirka 40 Minuten mit der Metro entfernt.

Beim Einkaufen habe ich in einer kleinen Verkaufsszene eine Lektion in chinesischer Höflichkeit bekommen. Antonia und der Verkäufer wickelten den ganzen Einkauf komplett in Chinesisch ab. Beim Verabschieden bekam Antonia ein ernstgemeintes Kompliment für ihr Sprachniveau. Statt sich dafür zu bedanken, wehrte sie es vehement ab, was in meinen Ohren unhöflich klang. Später fragte ich sie, warum sie sich nicht darüber gefreut hat. Sie erklärte, dass sie sich durchaus gefreut hat, aber dass man nach chinesischer Auffassung, das eigene Können immer herunterspielen muss, damit man nicht als überheblich gilt. Das heißt, es wäre total unhöflich  gewesen von ihr gewesen, einfach "Oh danke" zu sagen. ..

Nachdem wir allerlei Schnickschnack gekauft haben, waren meine Bargeldbestände sehr reduziert. Deshalb musste ich das erste Mal Geld abheben. Das wurde zu einem kleinen Abenteuer, weil ich meinen Pincode nur im optisches Gedächtnis habe. In China sind jedoch die Tasten anders belegt. Oh Schreck. Ich musste mir also schnell eine Skizze mit den deutschen Tasten aufmalen, um die Pin als Zahl ablesen zu können, um sie dann richtig einzugeben. Antonia hat sich halb schlapp gelacht.

Dann haben wir durch Zufall ein "Katzencafé " entdeckt. Das ist ein Café, in dem die Katzen des Besitzers von allen Gästen gestreichellt und bespielt werden dürfen. Wo wir saßen, waren 2 supersüße Katzen samt Wohnturm und Fressplatz. Da sich viele Großstädter auf Grund der Lebensumstände keine eigenen Haustiere halten können, ist das eine super Idee, wie ich finde.  Ja, China ist wirklich innovativ

Die Gegend, in der die Jiao Tong High School liegt ist mit der Metro super angebunden, und vom Banhof in nur 5 Minuten zu Fuß erreichbar. Leider ist die Gegend nicht so hübsch wie Tian Zi Fang. Es ist aber auch keine Touristengegend sondern ein mit modernen Wohnblöcken bebauter Teil der Großstadt. Immerhin gibt es direkt gegenüber der Schule eine Gebäudezeile mit Restaurants und zich Lädchen,  in denen die Schülern durchaus alles  kaufen können, was man im Laufe des Schultages so brauchen kann und mehr.

Mir hat der Schulcampus sehr gut gefalllen, Shanghai sowieso. Besonders Antonias Erzählungen von ihrem Schul- und Internatsleben haben mich überzeugt, dass die GLS Schüler an der Jiao Tong High School eine gute Mischung aus spannendem Internatsleben mit internationalen und chinesischen Freunden, qualitativ hochwertigem Sprachunterricht und einem Einblick in die chinesischen Familienwelt durch die Wochenendgastfamilien erhalten. Ich kann das Programm besonders den Teilnehmern empfehlen, die sich Shanghai als INTERNATIONALE Metropole als Kulisse des Chinaaufenthaltes wünschen. Hier fallen Europäer wenig auf und die Schüler sind dadaurch weniger "Anmache" ausgesetzt. Wer sich mehr Interesse und Aufmerksamkeit für die eigene Person und das eher traditionellle China als Kulisse wünscht, dem empfehle ich stattdessen unser Programm in Quanzhou. Profile der Schulen un Shanghai und Quanzhou findest auf der der GLS Website.